Weiter geht es mit der Champions Chess Tour: die dritte Etappe das Opera Euro Rapid wird vom 6. – 14. Februar ausgetragen. Wie beim Auftakt der Tour treten 16 Spieler zunächst im Rundenturnier gegeneinander an, die besten Acht qualifizieren sich für die KO-Phase. Im Teilnehmerfeld befindet sich auch erstmals ein Deutscher bei der CCT. Kurz nachdem sich Alexander Donchenko beim Tata Steel Chess Masters in Wijk aan Zee in einem Top-Turnier beweisen durfte, bekommt mit Matthias Blübaum (23) – mit 2670 aktuell die #67 der Welt – ein weiteres Mitglied der ehemaligen Schachprinzen-Gruppe die Möglichkeit sich mit den Besten der Welt zu messen.
Alle Partien werden wieder auf Chess24 von mehreren Kommentatoren-Teams live übertragen. Spielbeginn ist jeweils um 17h.
Viel Action war an Tag 1 geboten. Magnus Carlsen verlor gleich zum Auftakt gegen Wesley So, gewann aber die restlichen vier Partien und führt das Feld vor So und Ian Nepomniachtchi an. Von den 16 Spielern kam nur Teimour Radjabov ohne Niederlage davon. Matthias Blübaum holte an Tag eins gegen die Weltklasse 1,5 Zähler: drei Remis gegen Radjabov, Ding Liren und MVL, während er sich Carlsen und So geschlagen geben musste.
Am zweiten Tag verteidigte Carlsen seine Führung mit vier Remis und einem Sieg über Hikaru Nakamura. Ihm folgen mit einem halben Zähler Rückstand So und Anish Giri der heute 3,5/5 holte. Matthias Blübaum gelang zum Auftakt sein erster Sieg im Turnier gegen den Finalisten des Airthings Masters Levon Aronian. Auch in der folgenden Partie gegen Dubov stand Blübaum kurz vor einem Erfolg, musste nach einem Fehler aber mit einem Remis zufrieden sein. Danach gab es noch ein Remis und zwei Niederlagen, so dass er mit 3,5/10 auf Rang 14 liegt.
Das Hauen und Stechen mit vielen Wendungen und verpassten Chancen ging am dritten Tag munter weiter. Nachdem sich der Rauch nach 15 spannenden Runden verzogen hatte, lag dann doch wieder der Weltmeister in Front. Carlsen kassierte nur zwei Niederlagen, gewann dafür sechs Partien und kam somit auf 9,5 Punkte genauso wie Giri, der nur einmal die Sgeel streichen musste. Mit einem halben Zähler Abstand folgt Wesley So, vor Aronian und MVL (8,5), Jan-Krzysztof Duda und Radjabov (8). Der Sieger des Airthings Masters blieb zwar ungeschlagen, aber die super solide Spielweise hätte sich beinahe gerächt, da er nur eine Partie gewann und 14x (!) den Punkt teilte. Den letzten Platz im Viertelfinale sicherte sich Daniil Dubov mit 7,5 Punkten. Dagegen ist für den punktgleichen Nakamura aufgrund der schlechteren Drittwertung (3:4 Siege) überraschend bereits nach der Vorrunde Schluss, da er in der letzten Partie gegen Sam Shankland in klar besserer Stellung eine Verteidigungsressource übersah und danach sogar noch verlor. Dieses Schicksal teilen u.a. auch Nepo, der einen gebrauchten Tag mit drei Niederlagen und nur zwei Remis erwischte, Alexander Grischuk und Ding Liren. Die Nummer drei der Welt läuft weiterhin seiner Form hinterher und wurde mit 5 Punkten (bei acht Niederlagen!) Letzter. Einen Rang davor beendete Matthias Blübaum sein erstes CCT-Abenteuer mit 5,5 Zählern, wobei er heute seinen zweiten Sieg gegen Nepo holte.
Bericht Tag 1
Bericht Tag 2
Bericht Tag 3

Wie schon beim Airthings-Masters trafen Carlsen und Dubov im Viertelfinale aufeinander, dort mit dem besseren Ende für Dubov. Diesmal gewann Carlsen Match 1 mit 2,5:0,5 und auch in der ersten Partie des zweiten Tages hatte er eine Chance, doch Dubov fand einen Weg ins Remis. Danach nutzte Dubov konsequent seine Chancen und bezwang den Weltmeister gleich zweimal in 25 Zügen. Damit ging es in den Tie-Break und Dubov hatte das Momentum auf seiner Seite: in der ersten Partie stand er ausgezeichnet, doch er verpasste den besten Zug und überzog es danach. Nun musste er die zweite Blitzpartie gewinnen, aber Carlsen schaffte es mit präzisen Zügen den Druck abzuschütteln. Just als alle Klippen umschifft waren, griff er doch noch daneben und verlor zwei Bauern. Zwar waren ungleichfarbige Läufer auf dem Brett, aber Dubov spielte das Endspiel nach Hause. In der Armageddon-Entscheidung wählte Carlsen Weiß und nach einem Fehler seitens Dubov stand er klar besser. Mit dem Tausch der Damen wurde die Stellung wieder haltbar, aber letztlich setzte Carlsen auf seinen Zeitvorteil: aus zehn Sekunden Vorsprung wurden schnell dreißig und Dubov überschritt in mittlerweiler hoffnugnsloser Position die Zeit.
Das Duell Vachier-Lagrave gegen Aronian hatte es ebenfalls beim Airthings-Masters gegeben, dort hatte sich im Halbfinale Aronian durchgesetzt. Tag eins sah drei Remis und einen Sieg von MVL. Zum Auftakt von Match 2 gab es Opfer hüben wie drüben, erst mit Vorteil Aronian, doch letztlich gewann MVL die Partie. Nach einem Remis gelang Aronian der Ausgleich, doch es brauchte einen weiteren Sieg. MVL behielt die Kontrolle und sicherte in besserer Stellung das notwendige Remis zum Einzug ins Halbfinale.
Wesley So und Duda remisierten zunächst, ehe in Partie zwei das Duell Fahrt aufnahm. So hatte drei Leichtfiguren für seine Dame, aber ein Doppelangriff kostete eine davon. Unbeirrt von dem Rückstand gewann So die nächsten beiden Partien und damit Match 1. Dadurch war Duda am zweiten Tag unter Druck, erhöhte das Risiko und kassierte zwei Niederlagen.
Gespannt war man von dem Duell der beiden Freunde Giri und Radjabov. Letzterer war in 15 Partien der Vorrunde ungeschlagen geblieben (bei 14 Remis!) und auch Giri verlor nur einmal. Giri hatte zum Auftakt Vorteil, doch dann entglitt ihm die Partie und er war mit dem Remis noch gut bedient. Es folgte ein weiteres Unentschieden, ehe Radjabov in Partie drei Würze reinbrachte. Giri hatte zwei Bauern eingesackt, aber Radjabovs Königsangriff sah bedrohlich aus. Giri gab die Qualität, was im Endspiel für ein Remis gereicht hätte, wenn er seinen Läufer auf die richtige Diagonale gezogen hätte. So kam er in Zugzwang und musste das Handtuch werfen. Damit lag er 1:2 hinten und das gegen den Spieler, der keine der bisherigen 18 Partien verloren hatte. Doch Giri kam erneut in Vorteil und diesmal verwertete er diesen zum Ausgleich. Am zweiten Tag dann ein komplett anderes Bild: in keiner der vier Partien war das Gleichgewicht nennenswert gestört und so ging es in den Blitzentscheid. Dabei kam Radjabov im Mittelspiel in Vorteil, aber Giri hielt den Laden zusammen. In der zweiten Partie war es wiederum Radjabov der drückte und diesmal landete Giri in einem hoffnugslosen Endspiel mit Minusbauer, wo gegen das Läuferpaar kein Kraut gewachsen war.
Bericht VF Tag 1
Bericht VF Tag 2
Wie schon im Viertelfinale gelang Carlsen auch im Halbfinale gegen MVL an Tag eins ein Sieg in nur drei Partien. Zum Auftakt wickelte in ein Endspiel ab, wo der gegnerische Springer auf b8 klar vom Läufer dominiert wurde. In der zweiten Partie war MVL auf einem guten Weg – die Experten sahen ihn bereits gewinnen – doch Carlsen fand einen Weg mit Turm gegen zwei Figuren selbst das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen und letztlich musste MVL das Remis halten. Im Anschluss opferte Carlsen die Qualität und demonstierte die Stärke eines zentraliserten Läuferpaars. Doch nachdem er ein Mattmotiv übersehen hatte, nutzte MVL die Chance die Quali zurückzugeben und mit ungleichfarbigen Läufern war die Stellung wieder haltbar. Aber der Weltmeister fand auch mit reduziertem Material eine feine Angriffsidee und MVL musste die Waffen strecken. Am zweiten Tag war MVL mit einem Mehrbauern auf dem Weg zur Führung, aber Carlsen rettete sich ins Remis. Nach einem weiteren Unentschieden, unterlief Carlsen in Partie drei ein grober Fehler: er verstellte seinem Läufer das letzte sichere Rückzugsfeld, wonach MVL diesen einfing. Dadurch konnte Carlsen in den Kamikaze-Modus schalten, denn Niederlage oder Remis würden einen Tie-Break erforderlich machen, nur mit einem Sieg wäre er vorzeitig im Finale gewesen. Zunächst stand Carlsen besser, aber als er eine starke Riposte übersehen hatte, wendete sich das Blatt und ein unmittelbar folgender mouse-slip beendete die Partie. Im Blitz-Tie-Break war Carlsen früh auf Kurs und gewann die erste Partie problemlos. Aber MVL schlug zurück und erzwang damit wie Dubov im Viertelfinale eine Armageddon-Entscheidung gegen den Weltmeister. Carlsen wählte erneut Weiß und das Plus an Bedenkzeit, was sich auch diesmal auszahlte.
Im Duell zwischen So und Radjabov opferte So in der ersten Partie eine Qualität um den abgeschnittenen König mit der Dame zu jagen. Die Engine zeigte trocken 0.00 an, aber tatsächlich war der Weg zur Rettung der Zug, den man intuitiv ausschließt, da er erlaubt hätte eine weitere Figur mit Schach in den Angriff zu bringen. Doch Radjabov schlug umgehend zurück und gewann das Turmendspiel mit entferntem Mehrbauern. Danach überzog Radjabov es und So widerlegte sein Figurenopfer zur erneuten Führung. Zum Abschluss hielt So die Partie remis und gewann damit Match 1. Umso verwunderlicher war es, dass Radjabov Tags darauf mit Weiß bei noch fast vollem Brett die Züge wiederholte. So forcierte daraufhin ein schnelles Remis, was Radjabov noch mehr unter Druck setzte. In der zweiten Weißpartie riskierte er mehr, kam aber nicht gut aus der Eröffnung. Nach einem Fehler im Mittelspiel musste er die Dame für Turm und Figur geben. Da So später noch einen Freibauern am Damenflügel auf der Habenseite hatte, der den Läufer kostete war die Sache bereits vor der letzten Partie entschieden.
Bericht HF Tag 1
Bericht HF Tag 2
Wie zum Auftakt der CCT hieß das Finale erneut Carlsen gegen So. Nach einem Remis in Partie eins, verpasste So an der entscheidenden Stelle die richtige Fortsetzung, wonach Carlsen im Endspiel mit seinem entfernten Freibauern gewann. Es folgte ein weiteres Unentschieden und zum Abschluss ergriff So diesmal die sich ihm bietende Chance und glich zum 2:2 aus. Am zweiten Tag kam So mit Weiß erneut in eine gute Position, was Carlsen zu einem inkorrekten Figurenopfer brachte. Den Materialvorteil verwertete So problemlos und auch in der zweiten Partie hielt er den Angriffsversuchen des Weltmeisters stand. Komplizierter wurde es in Partie Nummer drei: ständig lagen Opferideen auf h3 sowie g2 in der Luft und an einer Stelle hätte Sxg2 großen Vorteil gebracht. Carlsen entschied sich kurz darauf zu Sxh3, doch jetzt war die Stellung verteidigungsfähig. Carlsen bekam drei Bauern für die Figur, was letztlich in ein ausgeglichenes Turmendspiel mündete. Damit musste er zum Abschluss gewinnen und er bekam die dafür notwendige scharfe Partie, in der nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich war, welcher König sich denn nun in der gefährlicheren Lage befand. Einen versteckten Gewinnzug übersah Carlsen und in der Folge wurde sein Angriff pariert. Am Ende stand So auf Gewinn, wählte aber den sicheren Weg der Zugwiederholung um sich nach dem CCT-Auftakt nun auch den Sieg in Turnier drei zu sichern.
Im Spiel um Platz drei endete die Auftaktpartie remis. Danach gewann Radjabov einen Bauern und wanderte mit seinem König nach a5, wo er unangreifbar für die schwarzen Figuren stand, ehe er seinen Mehrbauern mit feiner Taktik verwertete. Doch MVL schlug umgehend zurück: er attackierte erst am Damenflügel, doch dann folgte der entscheidende Schlag am Königsflügel. Zum Abschluss kam wiederum Radjabov in eine angenehme Stellung, wo er gefahrlos Druck ausüben konnte, bis dem Verteidiger ein Fehler unterlief. Am zweiten Tag erhöhte MVL das Risiko, doch der Schuss ging nach hinten los. Zwar war Radjabovs Vorteil im Doppelturmendspiel an einer Stelle dahin, aber letztlich musste MVL seinen Turm geben, während Radjabov den gegnerischen Freibauern ohne Turmopfer aufhalten konnte. In der folgenden Partie brachte MVL nichts heraus und als das Remis unterschriftsreif war, passierte Unvorhergesehenes. Entweder hatte MVL einen kompletten Blackout oder war total entnervt, als er die Türme tauschte und damit den Kampf um die Schlüsselfelder verlor.
Bericht Finale Tag 1
Bericht Finale Tag 2
