Champions Chess Tour 2021 (6) – FTX Crypto Cup

Posted by Sebastian in Online-Schach | Kommentare deaktiviert für Champions Chess Tour 2021 (6) – FTX Crypto Cup

Weiter geht es mit der Champions Chess Tour, vom 23. – 31. Mai steht die sechste Etappe auf dem Programm. Beim FTX Crypto Cup handelt es sich um das dritte und letzte Masters-Turnier, bei dem sich der Sieger direkt für das Finale qualifiziert. Und das Teilnehmerfeld sucht seinesgleichen: die gesamte Top-10 der Weltrangliste ist am Start und dazu kommen mit MVL, Firouzja, Nakamura, Svidler und Dubov weitere illustre Namen. Einzig Alan Pichot gehört nicht den Top-30 an und hat unter 2700 ELO.

Alle Partien werden wieder auf Chess24 von mehreren Kommentatoren-Teams live übertragen. Spielbeginn ist jeweils um 17h.

Bericht Tag 1
Bericht Tag 2
Bericht Tag 3

Mit Blick auf das starke Teilnehmerfeld war klar, dass viele große Namen die KO-Phase nicht erreichen würden. Dass es aber um ein Haar den Weltmeister erwischt hätte, der bis dato alle fünf Vorrunden für sich entschieden hatte, kam dann doch überraschend. Nachdem Carlsen einige gute Stellungen nicht verwertet hatte, benötigte er in der letzten Partie einen Fehler von Radjabov, der in ein verlorenes Bauernendspiel abwickelte, um sich zu qualifizieren. Dasselbe galt für WM-Herausforderer Nepo, der sich mit einem Schlussspurt mit 3,5/4 gerade noch Rang acht sicherte, dank des gewonnenen direkten Vergleichs mit Aronian, der damit genauso Ausschied wie u.a. Mamedyarov und Firouzja. An der Spitze des Feldes lag CCT-Debütant Fabiano Caruana mit 10/15 vor einem Quartett bestehend aus Giri, Nakamura, MVL und So mit einem Zähler Rückstand.

VF:

Vorrundensieger Caruana hatte sich in 15 Partien nur einmal geschlagen geben müssen, aber zu Beginn des Viertelfinales gegen Nepo konnte er den zunehmenden Druck im Endspiel nicht abschütteln. Nach zwei Unentschieden war Nepo drauf und dran den Matchsieg einzufahren, aber er ließ Caruana vom Haken und im Endspiel konnte dieser letztlich zum 2:2 ausgleichen, gleichwohl er die Tür für Nepo noch mehrfach geöffnet hatte. Tag zwei begann mit einem unspektakulären Unentschieden und auch in der Partie darauf schien die Punkteteilung unterschriftsreif, auch wenn Caruana im Damenendspiel einen Bauern weniger hatte. Aber Nepo unterlief ein Fehler und nun hätte Caruana gewinnen können, begnügte sich aber mit einer Zugwiederholung. Die Geschichte wiederholte sich in Partie Nummer drei: lange stand es ausgeglichen, doch nach einem Fehler von Nepo bekam Caruana erneut die Chance zur Führung. Aber wiederum ließ er diese ungenutzt und nachdem auch zum Abschluss ein Remis das Resultat war, ging es in den Blitzentscheid. Hier übersah Caruana in einer Schlagkombination einen Zwischenzug und war in der Folge chancenlos. Die zweite Partie ging schnell in ein Doppelturmendspiel, in der Caruana aus dem Nichts einen Bauern gewann. Jedoch war die resultierende Stellung alles andere als leicht zu gewinnen und Nepo gelang es alle Steine vom Brett zu bekommen.
In den ersten beiden Partien zwischen MVL und So hatte der Franzose an einer Stelle eine gute Chance ausgelassen. Dann schlug So mit der Berliner Mauer zu und als MVL in der letzten Partie das Risiko erhöhen musste, nutzte dies So ohne Umschweife zum 3:1 Endstand. Tags darauf setzte MVL nach einem Remis zu Beginn alles auf seine Weißpartie, schlug eine Zugwiederholung aus und verlor. Daraufhin sicherte sich So mit einem sicheren Remis den Einzug ins Halbfinale.
Erstaunlich einseitig verliefen die Partien zwischen Nakamura und Carlsen am ersten Tag aus weißer Sicht ohne das Schwarz jeweils einen Fuß auf den Boden brachte. Das zweite Match begann dann jedoch mit einem Schwarzsieg von Nakamura, nachdem Carlsen in einer Opfervariante etwas übersehen hatte. Aber er nutzte die Chance in der folgenden Partie eine kompizierte Stellung mit ungleichmäßiger Materialverteilung herbeizuführen, in der Nakamura fehlgriff und letztlich seine Mehr-Quali gegen drei verbundene Freibauern chancenlos war. Im Anschluss kam Carlsen gut aus der Eröffnung, doch nach einem Fehler stand er mit dem Rücken zur Wand. Er verlor zwei Bauern, aber dank seiner aktiv postierten Dame, gelang es ihm mit einem Minusbauern in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern zu kommen. Es folgte ein weiteres Unentschieden, so dass es zum Blitzentscheid kam. Doch wer gedacht hatte, dass die verkürzte Bedenkzeit eher Nakamura in die Karten spielen würde, sah sich getäuscht. In der ersten Partie stand Carlsen bereits ausgangs der Eröffnung überlegen und in Partie zwei kam er nie in Schwierigkeiten, sondern setzte im Gegenteil selbst zum entscheidenden Schlag am Königsflügel an.
Giri und Radjabov starteten ihr Match mit einem 161-Züge-Remis, wobei Radjabov im Endspiel Springer gegen Bauer diesen auch schon 37 Züge früher hätte schlagen können… In der zweiten Partie hatte sich Radjabov im Endspiel mit Läufer gegen Springer eine gewonnene Stellung erspielt, ließ Giri aber ins Remis entschlüpfen, da er es versäumt hatte zunächst dem Springer den Zugang zu seinen Bauern abzuschneiden und erst danach die verbliebenen gegnerischen Bauern einzusammeln. Nach einem weiteren Unentschieden setzte sich Radjabov in der letzten Partie durch. Dies nutzte er am zweiten Tag und versuchte seine Führung zu verwalten. Auch Giri hatte kein Problem damit, die beiden Schwarzpartien schnell in den Remishafen zu steuern, um mit Weiß den nötigen Sieg zu holen. In der ersten Partie hatte er Vorteile im Endspiel, doch diese endete letztlich genauso unentschieden wie die Letzte. Damit hatte im Duell der Sieger der beiden bisherigen Masters-Turniere Radjabov die Nase vorne.

Caruana – Nepomniachtchi 2:2 2:2 0,5:1,5
Vachier-Lagrave – So 1:3 1:2
Nakamura – Carlsen 2:2 2:2 0:2
Giri – Radjabov 1,5:2,5 2:2

Bericht VF Tag 1
Bericht VF Tag 2

HF:

Das Duell Nepo gegen So startete mit zwei Unentschieden, wohingegen in Partie drei Nepo am Drücker war. Einen einfachen Figurengewinn per Turmschach übersahen beide Spieler und So kam mit einem blauen Auge davon. Zum Abschluss war es So der in einem ausgeglichenen Endspiel noch nach etwas Greifbarem fischte. Da Nepo kurioserweise aber mittlerweile mehr gegen einen Moskitoschwarm zu kämpfen hatte als gegen seinen Kontrahenten, unterlief ihm ein Fehler und gegen zwei Mehrbauern war dann kein Kraut mehr gewachsen. Am nächsten Tag war Nepo entsprechend in Angriffslaune und startete einen Opferangriff, doch So fand die richtige Verteidigung und zwang Nepo zum Dauerschach. Partie zwei endete schnell unentschieden und mit Weiß suchte Nepo wiederum taktische Verwicklungen. Aber So blieb eiskalt, ließ nichts zu und machte das entscheidende 2:1 zum Finaleinzug.
Carlsen konnte nach zwei Remispartien einen Fehler in der Eröffnung seitens Radjabov zur Führung ausnutzen. Aber Radjabov konterte noch einmal mit feiner Eröffnungsvorbereitung und glich zum 2:2 aus. Tags darauf schüttelte Carlsen in der ersten Partie den Druck ab und nach einem Fehler von Radjabov im Endspiel ging der Weltmeister in Führung. Diese verteidigte er zunächst mit einem Remis, fand sich aber danach in einem Turmenspiel mit Minusbauer wieder. Dieses war wohl gewinnbar, aber Radjabov wählte den falschen Plan und musste mit der Punkteteilung zufrieden sein. Mit dem Rücken zur Wand griff Radjabov zu einer unorthodoxen Eröffnungswahl, konnte aber nie Druck entwickeln und verlor die Partie letztlich.

Nepomniachtchi – So 1,5:2,5 1:2
Carlsen – Radjabov 2:2 3:1

Bericht HF Tag 1
Bericht HF Tag 2

Finale:

Carlsen gegen So hieß es bereits zweimal im Finale der CCT, jeweils mit So als Sieger, aber erstmals standen sich die beiden in einem Masters im Finale gegenüber. In Partie eins investierte Carlsen früh viel Bedenkzeit und stand ausgangs der Eröffnung schlechter. Doch dann kam So vom rechten Weg ab, plötzich harmonierten die schwarzen Figuren und als So seine Dame zu weit vom eigenen König wegzog, brach ein schneller Mattnagriff über ihn herein. Dies war die erste Niederlage für So in Partie Nummer 30 des Turniers! Nach einem schnellen Remis kam So mit Weiß wiederum mit Zeit- und Stellungsvorteil aus der Eröffnung. Der resultierende isolierte Tripel-Bauer auf der g-Linie machte keinen guten Eindruck und So machte im Königsangriff kurzen Prozess. In der letzten Partie versuchte Carlsen nichts mehr und das erste Match endete 2:2. Das zweite Match begann ebenfalls mit einem Carlsen-Sieg. Mit aktivem Figurenspiel übte er Druck aus bis die schwarze Stellung zusammenkrachte. Aber So kam umgehend zurück. Nachdem Carlsen in der Eröffnung einen Zug zu sorglos gespielt hatte, konnte er den Druck nie abschütteln und musste sich geschlagen geben. In der dritten Partie überraschte Carlsen seinen Gegenüber mit einer vorbereiteten Variante, aber So fand am Brett die notwendigen Lösungen. Zum Abschluss wollte So kein Risiko gehen und forcierte mit einem schnellen Remis den Blitzentscheid. Hier übersah Carlsen in der ersten Partie ein Grundreihenmatt und büßte somit einen ganzen Turm ein. Doch diesmal war es Carlsen der zurückschlug und dank seines Freibauers auf der a-Linie den Ausgleich erzielte. In der folgenden Armageddon-Entscheidung wählte So die schwarzen Steine, geriet aber früh unter Druck, nachdem er Carlsen Raumvorteil im Zentrum überließ und konnte die Partie nicht halten.

Derweil zeigten Nepo und Radjabov was sie vom Sinn eines Spiels um Platz drei hielten: 15, 11, 15 und 14 Züge in jeweils knapp zwei Minuten… Am zweiten Tag entschieden sie sich dann für einen anderen Ansatz und spielten wilde Partien. Zum Auftakt kam 1. b3 b6 aufs Brett, mit dem besseren Ende für an anziehenden Nepo. Danach kämpfte Radjabov 95 Züge ehe er sich mit Dame gegen Springer und Läufer durchgesetzt hatte. Auch in Partie Nummer drei setzte sich Weiß durch und danach hielt Nepo das Endspiel mit Minusbauer.

So – Carlsen 2:2 2:2 1:1 0:1
Nepomniachtchi – Radjabov 2:2 1,5:2,5

Bericht Finale Tag 1
Bericht Finale Tag 2

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