Champions Chess Tour 2022 (1) – Airthings Masters – Vincent Keymer im Viertelfinale!!!

Posted by Sebastian in Online-Schach | Kommentare deaktiviert für Champions Chess Tour 2022 (1) – Airthings Masters – Vincent Keymer im Viertelfinale!!!

Die Champions Chess Tour geht in ihre zweite Saison, beginnend mit dem Airthings Masters vom 19. – 26. Februar. Die Tour besteht 2022 aus neun Turnieren, darunter drei Majors und es gibt einige Änderungen zum Vorjahr. So werden die Vorrunden über vier Tage gespielt, dafür bestehen Viertel- und Halbfinale nur noch aus einem Match über vier Partien und das Spiel um Platz 3 wurde abgeschafft. Bei den Majors spielen acht Spieler ein Rundenturnier und statt eines großen Finalturniers wird der Gesamtsieger anhand des erzielten Preisgeldes ermittelt. Um der hohen Remisquote in den Vorrunden entgegenzuwirken, bekommt man diesmal drei Punkte für einen Sieg und zudem gibt es pro erspielten Punkt 250 Dollar Preisgeld. Außerdem gibt es einen Bonus-Preisfond für u.a. Kampfschach oder besonders schöne Partien, der bei jedem Remis um 250 Dollar anwächst.

Beim Turnierauftakt sind sechs Spieler der Top-10 der Weltrangliste am Start, dazu kommen die Nachwuchsstars Praggnanandhaa, Schnellschach-Weltmeister Nodirbek Abdusattorov und Vincent Keymer!

Alle Partien werden wieder auf Chess24 von mehreren Kommentatoren-Teams live übertragen. Spielbeginn ist jeweils um 18h.

Einen ganz starken Auftritt legte Vincent Keymer am ersten Turniertag hin. Gegen die Nummern #3, #7, #9 und #13 der Weltrangliste erspielte er sich in jeder Partie Gewinnchancen. Zum Auftakt musste er sich Ding Liren am Ende noch geschlagen geben, doch danach bezwang er Weltcup-Gewinner Jan-Krzysztof Duda. Auch gegen Levon Aronian war der Gewinn greifbar, aber dieser entkam noch ins Remis. Anders Shakhriyar Mamedyarov, den Keymer trotz knapper Bedenkzeit sehenswert bezwang. Damit liegt Keymer mit 7 Punkten auf dem geteilten vierten Platz, Ding Liren führt mit 10 Zählern die Tabelle an. Erfreulicherweise ging wie gewünscht die Remisquote im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück: nur neun der 32 Partien endeten mit einer Punkteteilung und die sonst zahlreich gesehenen Zweiminuten-Unentschieden waren gar nicht dabei.

Bericht Tag 1

Am zweiten Tag knüpfte Keymer nahtlos an seine Leistung vom Vortag an und bezwang mit Anish Giri einen weiteren Top-10-Spieler. Danach demonstrierte der Weltmeister seine Stärke in typischer Weise. Man kann kaum einen Zug von Keymer kritisieren, doch Magnus Carlsen stand mit jedem Zug besser und nutzte seinen Stellungsvorteil souverän aus. In Runde sieben wartete zwar erstmals ein Gegner mit leicht geringerer ELO-Zahl, aber mit Nodirbek Abdusattorov war dies der amtierende Schnellschach-Weltmeister. Doch diesem unterlief im Turmendspiel ein Fehler, den Keymer schnörkellos ausnutzte. Auch in der letzten Partie gegen Andrej Esipenko war Keymer am Drücker, musste dann aber in ein Endspiel mit Turm gegen Turm und Läufer abwicklen, bei dem er unweit der 50-Züge-Regel leider danebengriff. Nach 8/15 Runden liegt er mit 13 Zählern auf einem hervorragenden sechsten Rang und ist mittendrin im Kampf um die acht Playoff-Plätze. Es führt Ian Nepomniachtchi (19) vor Ding Liren (15), der Turnierüberraschung Eric Hansen (15), Esipenko (14) und Carlsen (13).

Bericht Tag 2

Der dritte Turniertag begann mit einem glücklichen Remis für Keymer gegen Nepo. Dieser hatte bei einer Abwicklung im Endspiel übersehen, dass er einen wichtigen Bauer mit Schach verliert, wonach Keymer mit einer Quali weniger eine Festung hatte. Danach wartete Schnellschach-Weltmeisterin Alexandra Kosteniuk, die zwar bis dato punktelos geblieben war, aber dabei einige aussichtsreiche Stellungen auf dem Brett hatte. Nach ausgeglichenem Partieverlauf war es für sie im Zeitnotduell äußerst unangenehm zu spielen und Keymer setzte inklusive Damenopfer Matt. Gegen den an diesem Tag gut aufgelegten Vladislav Artemiev opferte Keymer zwei Bauern und setzte auf die Kraft seines Läuferpaars. Doch im Mittelspiel fand er nicht die besten Züge und so blieb er im Endspiel auf dem Minusmaterial sitzen. Allerdings schlug Keymer wie schon nach seinen Niederlagen gegen Ding und Carlsen umgehend zurück und bezwang Hans Niemann. Damit liegt er hinter dem souveränen Spitzenreiter Nepo (27) punktlgeich mit Carlsen und Artemiev mit 20 Punkten auf Rang vier und hat weiter beste Chancen sich für das Viertelfinale zu qualifizieren. Allerdings sitzen ihm Giri, Eric Hansen (je 19), Abdusattorov, Esipenko, Ding (je 18) und Aronian (17) im Nacken und es sind noch neun Zähler zu holen.

Bericht Tag 3

Wie erwartet war der letzte Tag nichts für schwache Nerven, war doch trotz des geteilten zweiten Platzes ein Weiterkommen Keymers immer noch gefährdet. Man konnte davon ausgehen, dass 24 Punkte reichen würden, bei 23 könnte es aber auch schnell der undankbare neunte Platz werden. In der ersten Partie traf Keymer auf Praggnanandhaa, gegen den er zuletzt bei der Challengers Tour schlecht gepunktet hatte. Leichte Vorteile des Inders glich Keymer aus und hielt diesen Konkurrenten auf Distanz. Somit bestand auch aufgrund der anderen Resultate die Chance mit einem Sieg über Le Quang Liem die Viertelfinalqualifikation vor der letzten Runde in trockene Tücher zu bringen. Aber im Mittelspiel verpasste Keymer eine bessere Fortsetzung, büßte einen Bauern ein und stand im Endspiel mit dem Rücken zur Wand. Dieses konnte er letztlich nicht halten und nun fand sich Keymer auf Rang acht wieder. Angesichts dreier Verfolger in Schlagdistanz musste er nun gegen die andere Turnierüberraschung Eric Hansen gewinnen, wobei diesem ein Remis reichte. Entsprechend war Hansen darauf aus schnell Vereinfachungen herbeizuführen. Doch glücklicherweise gab es frohe Kunde von den anderen Brettern. Zuerst hatte Aronian einen taktischen Schlag gegen Esipenko übersehen, dann war Abdusattorov gegen Mamedyarov auf die Verliererstraße geraten und zuletzt besiegelte Giri mit einem Remis gegen Carlsen sein Ausscheiden. Damit krönte Keymer sein exzellentes Turnier mit der Qualifikation für das Viertelfinale als Achter mit 22 Punkten. Dabei ließ er sowohl die anderen Top-Talente Pragg und Abdusattorov hinter sich, als auch die Weltklassespieler Aronian, Giri, Mamedyarov und Duda (gegen die er 10/12 holte). Im Viertelfinale bekommt er es nun mit Vorrundensieger Nepo zu tun, der sich mit 29 Punkten vor Carlsen (25), Artemiev und Esipenko (je 24), Hansen (23) sowie Ding und Le (je 22) durchsetzen konnte. Der neue Modus führte derweil zu vielen entschiedenen Partien, nur 37 von 120 endeten Remis. Für die Qualifikation selbst änderte die 3-Punkte-Regelung nicht allzu viel. Bei der alten Zählung wären Le, Keymer, Aronian und Giri mit 8/15 gleichauf gewesen und hätten beim direkten Vergleich je 1,5/3 erzielt, so dass hier die Siegwertung über die Ränge sieben bis zehn den Ausschlag gegeben hätte – wiederum mit dem besseren Ende für Le und Keymer (6:5).

Bericht Tag 4

Viertelfinale:

Nepomniachtchi – Keymer 2,5:1,5
Carlsen – Le 2,5:1,5
Artemiev – Ding 2,5:1,5
Esipenko – Hansen 3:1

Es war die erwartet schwere Aufgabe für Keymer, der gegen Nepo als klarer Außenseiter ins Viertelfinale ging. Schon in er ersten Partie stand er mit dem Rücken zur Wand, da er das wichtige Feld d5 nicht unter Kontrolle brachte. Aber Nepo, der wie immer im Express-Modus unterwegs war, ließ ihn vom Haken, gestattete das befreiende Bauernopfer d5 und Keymer wickelte in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern ab. In der ersten Weißpartie ließ Nepo nichts zu und mit Schwarz geriet Keymer nach einem Fehler im Mittelspiel erneut in arge Bedrängnis, musste eine Figur für einen Bauern opfern und verlor. Zum Abschluss bekam er von Nepo sogar noch eine Chance aufgelegt, doch der mögliche Bauerngewinn blieb unentdeckt und Nepo sicherte mit einem weiteren Remis den Einzug ins Halbfinale.
Magnus Carlsen war gegen Le nie wirklich in Bedrängnis, gewann die erste Partie und ließ drei Unentschieden folgen, wobei er in Partie Nummer vier in gewonnener Stellung Dauerschach gab.
Ding Liren wurde einmal mehr zur tragischen Figur. Er führte gegen Artemiev 1,5:0,5 und war in Partie drei auf dem besten Weg zum zweiten Sieg, als die Partie kippte und er auch das Match noch 1,5:2,5 verlor.
Hansen und Esipenko begannen mit zwei Unentschieden, ehe Esipenko mit einem hübschen Damenopfer für Turm und Springer dank seines Freibauers den ersten Sieg einfahren konnte. In der letzten Partie hielt Esipenko die Stellung ausgeglichen, Hansen versuchte noch etwas, wurde aber ausgekontert.

Bericht VF

Halbfinale (24.02.):

Nepomniachtchi – Esipenko 2,5:0,5
Carlsen – Artemiev 2,5:0,5

Beide Halbfinalpaarungen waren schon nach drei Partien entschieden. Dabei hatte Esipenko zum Auftakt eine ausgezeichnete Stellung auf dem Brett, übersah aber einen taktischen Trick und hatte Glück, dass ihn Nepo nochmal ins Remis entwischen ließ. Trotzdem schien der entglittene Sieg Esipenko zu beschäftigen, leistete er sich doch in den beiden folgenden Partien größere Fehler und verlor jeweils.
Carlsen entschied die Aufaktpartie gegen Artemiev im Mittelspiel für sich und stellte danach im Leichtfigurenendspiel mit einem Bauern mehr stetig Fragen, bis Artemiev, der hierbei oft im Inkrement hing, danebengriff. In Zugzwang gebracht büßte er den zweiten Bauern ein und Carlsen erhöhte auf 2:0. Im Anschluss neutralisierte er die Versuche seines Kontrahenten und holte das notwendige Remis zum Finaleinzug.

Bericht HF

Finale (25./26.02.):

Nepomniachtchi – Carlsen 2:2 0,5:2,5

Der erste Finaltag endete mit vier Remis, die aber sehr unterhaltsam waren. Beide Spieler hatten in jeder Partie ihre Chancen, konnten den vollen Punkt aber nicht einfahren. Auch der zweite Tag begann mit einem Unentschieden, aber in der folgenden Partie unterlief Nepo ein größerer Fehler, der eine Figur kostete. Nepo bekam eine aussichtsreiche Stellung in Partie drei, aber die Sache war nicht so einfach und nach einem Fehler sicherte sich Carlsen den Turniersieg.

Bericht Finale Tag 1
Bericht Finale Tag 2

Wie hätte Vincent Keymer die Partie für sich entscheiden können?

Related Images:

Comments are closed.