Einen holprigeren Start als erhofft hatte unsere zweite Mannschaft zum Saisonauftakt beim Heimspiel gegen die BSGW Erlangen, die in der vergangenen Saison dem Abstieg nur knapp entronnen war.
Unser Team konnte nahezu in Bestaufstellung im Gesindehaus Woffenbach antreten.
Als wollten die Spieler alle Schach-Vorurteile bestätigen, passierte erstmal lange nichts, bis sich schließlich unser Ivan Krushevsky (Brett 6) nach ca. 2 Stunden auf Remis einigte. Die Partie die Remisbreite nie überschritten, das Ergebnis war also folgerichtig (0,5:0,5).
Dann passierte wieder lange nichts bis sich die Ereignisse praktisch überschlugen: unser Brett 1, Winfried Weber, musste sich seinem um über 200 DWZ-Punkte höher eingestuften Gegner beugen, nachdem er sich mit seinen Bauern allzu spendabel gezeigt hatte und nach gut 3 Stunden aus seinem Franzosen in einem verlorenen Endspiel gelandet war:
Praktisch zeitgleich konnte Wolfgang Brunner (Brett 2) seinen ersten Punkt für die 2 Mannschaft seit langer Zeit beisteuern (nicht, weil er so lange nicht gewonnen hat, sondern weil er seit Jahren nicht mehr in der zweiten angetreten war). Durch einen Trick konnte Wolfgang als Weißer im Mittelspiel einen gedeckten Mehrbauern auf f7 platzieren, den er zwar später gegen einen anderen Bauern tauschte, was aber an dem ungefährdeten Sieg nichts änderte. Damit war der Ausgleich wieder hergestellt (1,5:1,5):
Gleich darauf steuerte André Schilay (Brett 8) einen halben Punkt bei, nachdem er gegen einen unangenehmen und unvertreibbaren Springer auf d3 lange leiden musste („wie ein rostiger Nagel in Deinem Knie“, pflegte der erste Weltmeister Wilhelm Steinitz solche Monsterspringer zu nennen). Schließlich wagte sich sein König ins Freie, wo er von des Gegners Türmen eigentlich in ein Mattnetz hatte getrieben werden können (Matt in 9!). Doch statt die dreifache Mattchance zu ergreifen, schwang sich Andrés Gegner dreimal in der „Springerschaukel“, was ganz regelkonform zu einem Remis führte (dreifache Stellungswiederholung). Puh, Glück gehabt (2:2):
Eigentlich soll im Turniersaal ja Ruhe herrschen, wenn aber plötzlich Christian Junker (Brett 7) laut „Zeit!“ in den Saal ruft, klingt das wie Gold in Neumarkter Ohren. Christians Gegner hatte beim Berechnen der komplizierten Turm- und Springertaktiken die Schachuhr aus dem Blick verloren und die Bedenkzeit überschritten, was nun mal Partieverlust bedeutet („So ist Rägel“, ruft uns der kürzlich verstorbene tschechische Großmeister Vlastimil Hort aus dem Schachhimmel zu). Die Endstellung war dann zwar zu Christians Befriedigung glatt gewonnen, auch wenn auf den Weg dahin leicht die Dame hätte verloren gehen können. Pa, Schnee von gestern! 3:2.
Nicht gut lief es für den Berichterstatter (Brett 4), der sich in einer lange geschlossenen Stellung auf eine Attacke mit Läuferopfer auf h3 vorbereitete, im entscheidenden Moment aber mit dem falschen Bäuerlein zurückschlug, und dem Gegner so Gegenspiel verschaffte. Geistig ermattet stellte ich 7 Züge später auch noch ersatzlos einen Turm ein, und fand nicht mal mehr die Kraft sofort aufzugeben aber erlaubte meinem Gegner, mich formvollendet zu exekutieren. (3:3)
Der letzte Tumult des Tages ereignete sich kurz darauf (nach 3:40 Stunden) an Brett 5, wo Thomas Hummel in bewährter Manier in schwieriger Stellung Verwirrung stiftete und den Gegner dann mit einer hübschen Taktik aus dem Sattel hob (4:3):
So war es zuletzt an unserem Captain, F.X. Beer, den fehlenden halben Punkt zum Mannschaftssieg beizusteuern. Tatsächlich hatte man bereits nach den 23. Zug die Stellung zum dritten Mal wiederholt, aber keiner hatte zu dem Zeitpunkt das Remis reklamiert (und nachträglich geht das nicht). Tatsächlich hätte F.X. die Partie im 33. Zug bereits für sich entscheiden können, was er aber nicht sah und sie beinahe zwei Züge später fast selbst einstellte, hätte es der Gegner nur gesehen. So kamen sie in ein Endspiel mit Minusbauer für Neumarkt. Nach dem Turmtausch verblieben nur noch Springer und Läufer und so war letztlich auch der Mehrbauer nichts mehr wert: 4,5:3,5!
Der erste, wichtige, knappe und glückliche Mannschaftssieg knüpft nahtlos an die letzte Saison an, die wir mit drei 4,5:3,5-Siegen beendet hatten. Insofern vielleicht ein gutes Omen.