Vom 1. – 14. August findet die 41. Schacholympiade im norwegischen Tromsø statt. Dort kämpfen 172 Nationen im Open sowie 134 bei den Frauen um die Nachfolge von Armenien und Russland. Als ELO-Favoriten gehen Russland (2773), Ukraine (2723) und Frankreich (2719) sowie China (2549), Russland (2520) und die Ukraine (2510) ins Rennen. Die deutschen Herren (Arkadij Naiditsch, Georg Meier, Daniel Fridman, Liviu-Dieter Nisipeanu und David Baramidze) und auch die Damen (Elisabeth Pähtz, Zoya Schleining, Tatjana Melamed, Melanie Ohme und Sarah Hoolt) befinden sich mit einem ELO-Schnitt von 2671 bzw. 2379 jeweils an #12 der Setzliste und werden versuchen in die Top 10 zu kommen.
Alle Partien können auf der sehr gut gemachten Turnierseite verfolgt werden und es gibt eine Live-Kommentierung von GM Jan Gustafsson und IM Lawrence Trent.
Runde 11:
Die deutschen Herren beendeten das Turnier mit einem enttäuschenden 2:2 gegen Australien. Dabei gewann Daniel Fridman bereits im 14. Zug eine Figur und sorgte für die frühe Führung. David Baramidze hatte gegen das 13jährige australische Supertalent Anton Smirnov eine gute Stellung, konnte daraus aber kein Kapital schlagen. Noch schlimmer erging es Liviu-Dieter Nisipeanu, der in den gegnerischen Angriff hineinrochierte und später Material verlor. Georg Meier hatte im Endspiel zwar die bessere Bauernstruktur, aber sein Gegenüber verteidigte mit einem Dreiecksmanöver die Einbruchsfelder. Damit landete Deutschland auf einen doch enttäuschenden 30. Platz mit zwei Punkten Abstand zu den erhofften Top 10.
Spitzenreiter China ließ auch in der letzten Runde gegen Polen nichts anbrennen und sicherte sich mit einem 3:1 ungeschlagen den Titel. Dabei ging einmal mehr das bewährte Rezept bei diesem Turnier auf: die erfahrenen Spieler remisierten und die aufstrebenden Stars machten den Sieg perfekt. Liren Ding bezwang Grzegorz Gajweski und Yangyi Yu schnürte Jan-Krzyztof Duda regelrecht ein. Yu war mit sensationellen 9,5/11 (Leistung 2912!) auch bester Spieler des Turniers.
Im Verfolgerduell trennten sich Ungarn und die Ukraine 2:2. Peter Leko drückte gegen Ruslan Ponomariov leicht, konnte sich aberso wenig einen Vorteil erspielen wie Zoltan Almasi gegen Anton Korobov. Richard Rapport hatte gegen Alexander Moiseenko Raumnachteil, da die Stellung aber komplett geschlossen blieb wurden auch die Punkte geteilt. Zuletzt musste Csaba Balogh ein Springerendspiel mit Minusbauer und Freibauern seitens Pavel Eljanov verteidigen, was ihm auch gelang.
Durch das Unentschieden der Ungarn eröffnete sich für die Mannschaften mit 15 Punkten die Chance gleichzuziehen. Russland kam gegen Frankreich zum dritten 2,5:1,5 Erfolg in Serie dank Ian Nepomniachtchi der Romain Edouard im Endspiel niederringen konnte, nachdem dieser den Damentausch zugelassen hatte. Auch Aserbaidschan konnte seinen Wettkampf gegen die USA mit 2,5:1,5 siegreich gestalten, wobei Shakhriyar Mamedyarov dank seines a-Bauern Hikaru Nakamura eine Figur abjagen konnte. Zu einem überraschend deutlichen 3,5:0,5 kam Indien über Usbekistan, bei dem u.a. Parimarjan Negi Rustam Kasimdzhanov im Turmendspiel mit zwei Mehrbauern in die Knie zwingen konnte.
Kuba bezwang England 2,5:1,5 und beim 2,5:1,5 der Spanier über Vietnam zeigte Francisco Vallejo Pons einen schönen Angriff gegen Quang Liem Le. Israel setzte sich gegen Kroatien mit 2,5:1,5 durch und Armenien schlug Tschechien 3:1, wobei Levon Aronian von einem taktischen Patzer seitens David Navara profitierte. Für Bulgarien endete das Turnier mit einem enttäuschenden 1,5:2,5 gegen Weißrussland. Dagegen gewann der Gastgeber ohne Magnus Carlsen 4:0 gegen Malaysia.
Endstand:
1. China 19 422,5 31,5
2. Ungarn 17 372,0 29,0
3. Indien 17 371,5 30,5
4. Russland 17 352,0 28,5
5. Aserbaidschan 17 345,0 28,0
6. Ukraine 16 377,5 29,0
7. Kuba 16 361 29,5
8. Armenien 16 350,5 28,5
9. Israel 16 348,0 28,0
10. Spanien 16 334,5 28,09
30. Deutschland 14 304,5 26,5
Die deutschen Damen verpassten heute die Sensation und mussten gegen Georgien eine deutliche 0:4 Niederlage hinnehmen. Dabei verzichtete Georgien überraschend auf den Einsatz der besten Spielerin des Turniers, Nana Dzagnidze (8/9 – Leistung 2719!), war aber mit Ausnahme von Brett 1 immer noch jeweils über 100 Punkte stärker. Trotzdem sah es am Anfang gar nicht so schlecht aus: Sarah Hoolt kam gewohnt gut aus der Eröffnung und an den anderen Brettern war noch nichts passiert. Doch dann ging eine Partie nach der anderen in die Binsen… Zunächst wählte Elisbeth Pähtz einen falschen Plan und wurde dem c-Bauern nicht mehr Herr. Tatjana Melamed stand optisch aus der Eröffnung heraus gut, opferte dann einen Bauern, den sie kurz darauf zurückbekam. Allerdings nahm sie dabei eine Fesselung in Kauf und nachdem sie sich mit dem falschen Zug entfesselte war die Partie innerhalb von vier Zügen vorbei. Melanie Ohme gab ihren d6-Bauern für einen auf f4, wonach jedoch die weißen Türme dominierten und Melanie schließlich eine Figur kosteten. Zu allem Überfluss geriet auch noch Sarah Hoolt auf Abwege und büßte zwei Bauern ein. Im Endspiel war trotz ungleichfarbiger Läufer gegen das Freibauernpaar kein Kraut gewachsen. Durch die hohe Niederlage fiel Deutschland zwar noch bis auf Rang neun zurück, kann mit der erhofften Top 10 Platzierung aber sehr zufrieden sein. Trösten kann auch die Tatsache, dass selbst ein 4:0 nicht für Bronze gereicht hätte, bei einem 2:2 wäre man sehr starker Fünfter geworden.
Spitzenreiter Russland geriet gegen Bulgarien unter Druck nachdem Kateryna Lagno nach einem Bauernopfer von Antoaneta Stefanova auf die Verliererstraße geraten war. Valentina Gunina spielte einmal mehr mit offenem Visier und wurde belohnt als sich Iva Videnova in leicht besserer Stellung übel verkombinierte. Derweil kam Alexandra Kosteniuk zu einem souveränen Erfolg über Adriana Nikolova, so dass Natalija Pogonina mit einem Remis gegen Margarita Voiska den Titelgewinn in trockene Tücher brachte.
Im Verfolgerduell zwischen der Ukraine und China wurde viermal remisiert. Yifan Hou konnte zwar den Turm von Anna Muzychuk im Endspiel einsperren, was jedoch kein Problem darstellte. In der Partie zwischen Wenjun Ju und Mariya Muzychuk änderte sich die Materialverteilung mehrfach, am Ende hatte die Chinesin eine Figur für drei Bauern und man einigte sich auf Unentschieden.
Armenien und Kasachstan kämpften sich mit einem 2,5:1,5 über Spanien bzw. einem 3:1 über Tschechien nochmal nach vorne, wohingegen sich Rumänien und Indien 2:2 trennten. Weiterhin bezwang Polen Aserbaidschan mit 3,5:0,5, die USA schlugen Argentinien mit 4:0 und Frankreich behielt gegen Serbien mit 3:1 die Oberhand.
Endstand:
1. Russland 20 420,5 32,0
2. China 18 406,0 32,5
3. Ukraine 18 383,0 28,5
4. Georgien 17 390,0 32,0
5. Armenien 17 350,5 29,0
6. Kasachstan 17 320,0 27,0
7. Polen 16 362,0 26,5
8. USA 16 339,5 29,5
9. Deutschland 16 304,0 26,5
10. Indien 15 380,0 30,5
Runde 1:
Zum Auftakt setzten sich die Favoriten beinahe ausnahmslos mit 4:0 durch, darunter auch die deutsche Mannschaft gegen den Irak. Einzig der Gastgeber musste hart kämpfen und kam ohne den Weltranglistenersten Magnus Carlsen nur zu einem knappen 2,5:1,5 Erfolg gegen den Jemen.
Dasselbe Bild gab es bei den Damen und auch Deutschland kam zu einem 4:0 über Albanien, wobei Elisabeth Pähtz Damenopfer für Turm und Figur laut Engine nach hinten losgehen hätte können. Sehr schwer taten sich die Kasachinnen, die gegen Portugal vorne überraschend nur einen halben Punkt holten und sich nur knapp mit 2,5:1,5 durchsetzen konnten.
Zusammenfassung von GM Ilja Zaragatski
Analysen von GM Mihail Marin
Runde 2:
Die deutschen Herren zeigten auch am zweiten Turniertag gegen das Team Norwegen 3 eine souveräne Vorstellung. Gegen einige der besten Nachwuchshoffnungen wurden leichte Vorteile sukzessive ausgebaut und sicher in ein 4:0 verwandelt. Damit ist Deutschland eine von acht Mannschaften mit blütenweißer Weste.
Dagegen scheint der Gastgeber dem Druck der hohen Erwartungen nicht standhalten zu können. Nach dem wackeligen Auftaktsieg kam man heute gegen Finnland nicht über ein 2:2 hinaus. Dabei konnte auch Magnus Carlsen nicht seine gewohnte Endspiel-Magie in die Waagschale werfen und musste gegen Tomi Nyback zähneknirschend in die dreifache Stellungswiederholung einwilligen. Und da auch an den restlichen Brettern die Punkte geteilt wurden, gab es den ersten Dämpfer für den Gastgeber.
Für die erste faustdicke Überraschung des Turniers sorgten ebenfalls die Norweger. Norwegen 2 trotzte dem Setzlistenzweiten Ukraine ein 2:2 ab. IM Frode Urkedal bezwang dabei die ukrainische #1 Vassily Ivanchuk. Knapp an der Sensation vorbei schrammte Venezuela bei der 1,5:2,5 Niederlage gegen Ungarn. Hier musste die #2 der Juniorenrangliste Richard Rapport gegen den um über 300 ELO-Punkte schwächeren Juan Armando Rohl Montes eine Niederlage quittieren. Überraschend war auch das Remis von Levon Aronian gegen den Australier David Smerdon.
Die deutschen Damen wären beinahe gegen die im Schnitt um 350 Punkte schwächeren Ägypterinnen gestolpert. Zwar konnten Elisabeth Pähtz und Sarah Hoolt ihre Partien sicher gewinnen, aber Zoya Schleining hatte irgendwann keine Kompensation mehr für den geopferten Bauern und landete in einem verlorenen Turmendspiel. Tatjana Melamed hatte im Endspiel einige kritische Momente zu überstehen, rettete aber ein Remis und damit den 2,5:1,5 Sieg.
Zusammenfassung von GM Ilja Zaragatski
Analysen von GM Mihail Marin
Runde 3:
Einen spannenden Fight lieferten sich heute Deutschland und England bei dem letztlich ein 2:2 zu Buche stand. Dabei sahen sich die Weißspieler Arkadij Naiditsch und Liviu-Dieter Nisipeanu jeweils mit der berüchtigten Berliner Mauer konfrontiert. Während Nisipeanu relativ schnell eine dreifache Stellungswiederholung akzeptierte übernahm Naiditsch die Initiative, gewann einen Bauern und schien im Endspiel Siegchancen zu haben. Sein Gegenüber Michael Adams bestätigte im Interview dass seine Stellung „close to lost“ war, schaffte es jedoch seinen Turm zu aktivieren und Remis zu halten. David Baramidze geriet gegen Matthew Sadler früh unter Druck und hatte Glück, dass Sadler gute Chancen ausließ. Beim Übergang ins Leichtfigurenendspiel ging letztlich doch ein Bauer verloren und später ließ sich Baramidze seinen Springer einfangen. Beim Stand von 1:2 musste nun Georg Meier seine vorteilhafte Stellung auf Gewinn spielen, was ihm im Turmendspiel mit feiner Technik auch gelang.
In der Spitzenbegegnung zwischen Armenien und Frankreich brachte Maxime Vachier-Lagrave mit einem Figurenopfer Schwung in die Partie gegen Levon Aronian. Der Computer sah darin kein Problem, doch Aronian war die Sache zu heiß, gab die Figur zurück und setzte auf einen weit vorgerückten Freibauern. Diesen konnte MVL unter Verlust eines Bauern neutralisieren und hielt remis. So avancierte Laurent Fressinet zum Matchwinner der mit seinem Erfolg über Sergei Movsesian den 2,5:1,5 Sieg sicherstellte.
Nach Anreiseschwierigkeiten saß nun auch Hikaru Nakamura erstmals für die USA am Brett, war aber aufgrund der Strapazen für ein schnelles Remis gegen Anish Giri dankbar. Loek Van Wely verlor, aber Siege von Erwin L´Ami und Robin Van Kampen brachten den Niederlanden einen 2,5:1,5 Erfolg.
Gastgeber Norwegen überzeugte erstmals bei diesem Turnier und bezwang Montenegro mit 3:1 auch dank des souveränen Siegs von Magnus Carlsen.
Im Duell Ungarn – China unterlief Zoltan Almasi beim Stand von 1,5:1,5 im Damenendspiel ein folgenschwerer Schnitzer: er zog seinen König auf ein falsches Feld, so dass Yangyi Yu mit Schach die Damen tauschen und dank entferntem Freibauern gewinnen konnte. Dabei hatte Peter Leko in einer sehenswerten Partie gegen Yue Wang mit einem Damenopfer einen wichtigen Punkt geholt.
Eine schöne Angriffspartie gab es von Veselin Topalov gegen Francisco Vallejo Pons zu sehen und Fabiano Caruana zeigte gegen Parimarjan Negi warum er zu Monatsbeginn die 2800er Marke geknackt hat.
Den deutschen Damen gelang Sieg Nummer drei. Sarah Hoolt stand schon in der Eröffnung deutlich besser und gewann auch ihre dritte Partie problemlos. Dasselbe gilt für Elisabeth Pähtz die früh einen Bauern gewann und diesen sicher verwertete. Dagegen geriet Zoya Schleining im Endspiel mit jeweils drei Leichtfiguren zunehmend unter Druck und musste letztlich zusehen wie sich ihre Gegnerin einen entscheidenden Freibauern im Zentrum schuf. Melanie Ohme wurde mit einem Figurenopfer für zwei Bauern konfrontiert wonach Schwarz ein gedecktes Freibauernpaar auf c2 und b3 bekam. Sie fand nicht die besten Mittel und stand schon auf Verlust, hatte aber Glück, da ihre Gegnerin in Zeitnot im 40.Zug nicht den einzigen Zug fand, der den klaren Vorteil behauptet hätte und sich plötzlich in einem hoffnungslosen Endspiel wiederfand.
Lohn für den guten Turnierstart ist morgen ein Duell mit Russland. Dabei hatten die Titelverteidigerinnen heute sehr viel Dusel und kamen zu einem sehr schmeichelhaften 2,5:1,5 über Frankreich. Marie Sebag verpasste eine Gewinnmöglichkeit im Mittelspiel und Sophie Milliet wiedeholte gegen die frischgebackene Europameisterin Valentina Gunina in klar besserer Stellung die Züge. Und da Mathilde Congiu gegen Olga Girya ihre beiden Mehrbauern im Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern nichts brachten, entschied der Sieg von Alexandra Kosteniuk das Match.
In der Spitzenbegnung zwischen China und den USA musste Yifan Hou bei ihrem ersten Einsatz gegen Irina Krush gleich 91 Züge lang kämpfen ehe sie ihre Partie im Damenendspiel für sich zum 3:1 Endstand entschieden hatte. Für eine Überraschung sorgte Indonesien mit einem 2,5:1,5 Erfolg über die #6 Rumänien und Kasachstan konnte Indien ein 2:2 abtrotzen. Auch die Ukraine gab ihren ersten Punkt gegen Spanien ab.
Dass man kleine Mädchen nicht unterschätzen darf musste die Kanadierin Nava Starr (2145) leidvoll erfahren. Sie hatte gegen Luzia Pires (1538/Jahrgang 2003) aus Angola sorglos einen Springer verspeist und musste ob des unvermeidbaren Matts nach acht Zügen aufgeben.
Zusammenfassung von GM Ilja Zaragatski
Analysen von GM Mihail Marin
Runde 4:
Deutschland bekam es heute mit den Usbeken zu tun, die bislang alle Wettkämpfe für sich entscheiden konnten. An Brett 1 traf Arkadij Naiditsch auf Rustam Kasimdzhanov, der dem deutschen Team beim sensationellen EM-Titel 2011 als Eröffnungstrainer zur Seite gestanden war. In einem Königsinder wurde Naiditsch dem gegnerischen Freibauern auf der b-Linie nicht Herr und musste die erste Niederlage im Turnier quittieren. Dafür sah es an den anderen Brettern gut aus. Doch während David Baramidze eine Figur eroberte, entglitt Daniel Fridman die Stellung mehr und mehr bis sie aufgabereif war. Damit hatte Georg Meier wie schon am Vortag die Aufgabe beim Stand von 1:2 wenigstens noch ein Unentschieden zu sichern. Und diese meisterte er erneut mit Bravour womit er nun bei beeindruckenden 3/3 steht.
Beeindruckend war auch die Partie von Magnus Carlsen der einen Weltklasse-Spieler wie Radoslaw Wojtaszek (2735) in gewohnter Manier in einem geschlossenen Sizilianer scheinbar mühelos überspielte. Da die restlichen Partien Remis endeten kam Norwegen so zu einem wichtigen 2,5:1,5 Erfolg über Polen und ist nun definitiv im Turnier angekommen.
Einen Dämpfer gab es dagegen für die Franzosen: einen Tag nach dem Erfolg über Armenien mussten sie sich Aserbaidschan 1,5:2,5 geschlagen geben. Shakhriyar Mamedyarov hatte gegen Maxime Vachier-Lagrave den gefährlicheren Freibauern, an den restlichen Brettern wurden die Punkte geteilt.
Im mit Spannung erwarteten Duell zwischen Russland und China gab es keinen Sieger. Vladimir Kramnik musste trotz Mehr-Quali seine Siegbemühungen gegen Yue Wang einstellen und Alexander Grischuk verteidigte mit ungleichfarbigen Läufern zwei Minusbauern gegen Liren Ding.
Die Niederlande und Israel trennten sich ebenfalls 2:2, dafür feierte Bulgarien Sieg Nummer vier mit 2,5:1,5 gegen Rumänien dank Siegen von Veselin Topalov und Valentin Iotov mit einem durchschlagenden Königsangriff.
In der Tabelle liegen Aserbaidschan, Bulgarien und Serbien verlustpunktfrei in Front vor 14 Mannschaften mit sieben Zählern. Deutschland befindet sich als bestes 6-Punkte-Team derzeit auf Rang 18.
Bei den Damen sorgte Melanie Ohme für eine große Überraschung und bezwang die frühere Jugend-Welt- und Europameisterin Olga Girya. Diese hatte zunächst einen Bauern verloren und im weiteren Verlauf zwei weitere für Gegenspiel geopfert. Lange befand sich die Partie laut Computer im Gleichgewicht, doch in Zeitnot lief die Russin in eine Kombi, womit Melanie nun 3/3 hat. Elisabeth Pähtz verlor einen Bauern und geriet unter starken Druck, der für einen taktischen Überseher in Zeitnot verantwortlich war. Tatjana Melamed musste sich ebenfalls die ganze Partie über verteidigen und verlor letztlich die Kontrolle über f7. Sarah Hoolt ließ im Mittelspiel einen möglichen Bauerngewinn aus und opferte im weiteren Verlauf eine Qualität um dem starken Läuferpaar Herr zu werden. Der gegnerische Vorteil verflachte im Endspiel zwar, aber ein Remis reichte Russland ja zum 2,5:1,5.
An Tisch 1 kam es derweil zu der unerwarteten Spitzenpaarung #21 Iran – #18 Slowakei. Hier setzte sich der Iran klar mit 3,5:0,5 durch und hat nun 15,5/16 Brettpunkten! Eine weitere Sensation feierten die Indonesierinnen (#23) die #10 Armenien mit 3,5:0,5 bezwangen. China untersrich seine Titelambitionen mit einem 3,5:0,5 gegen Aserbaidschan während Georgien und die Niederlande die Punkte teilten. Bei Indiens 1,5:2,5 Niederlage gegen Serbien bewies Harika Dronavalli, dass auch Endspiele mit ungleichfarbigen Läufern zu gewinnen sind. Kaum zu Glauben ist die Zugfolge an Brett 2 der Begegnung Simbabwe – Togo: 1. e4 g5 2. d4 f6 3. Dh5#…
In der Tabelle befinden sich fünf Mannschaften mit weißer Weste an der Spitze: China, Indonesien, Ungarn, Russland und Iran. Es folgen sieben Teams mit sieben Punkten, Deutschland liegt mit sechs Punkten auf Rang 16.
Zusammenfassung von GM Ilja Zaragatski
Runde 5:
Am fünften Turniertag gab es die erste größere Enttäuschung für die deutschen Herren. Zwar ist man weiterhin ungeschlagen, kam gegen die im Schnitt um 200 Punkte schwächeren Qatari aber nicht über ein 2:2 hinaus und musste am Ende sogar froh sein wenigstens einen Punkt geholt zu haben. Arkadij Naiditsch stand nach unorthodoxem Eröffnungsverlauf zunächst etwas schlechter, allerdings lebte sein Gegenüber schon ab Zug 22 nur noch vom Inkrement und lief in einen Mattangriff. Liviu-Dieter Nisipeanu büßte einen Bauern ein, rettete sich aber dank ungleichfarbiger Läufer im Turmendspiel ins Remis. David Baramidze bekam bislang als einziger Spieler noch keine Pause und saß auch heute am Brett. Er verlor im Mittelspiel einen Bauern und als im Damenendspiel noch ein weiterer hinzukam musste er die Segel streichen. Somit lagen erneut alle Hoffnungen auf Georg Meier. Er hatte im Mittelspiel Glück, dass sein Kontrahent eine Gewinnmöglichkeit ausließ. Auch das mögliche Dauerschach wollte der Qatari nicht und so übernahm Georg langsam das Kommando. Hoffnung keimte auf, dass er wie in den vergangenen beiden Runden einen kleinen Vorteil im Endspiel würde verwerten können. Zwar eroberte er zunächst einen Bauern, aber diesmal hieß es am Ende Punkteteilung.
Die Spitzenreiter teilten heute allesamt die Punkte, so dass es kein Team mehr mit blütenweißer Weste gibt. Shakhriyar Mamedyarov hatte Aserbaidschan gegen Serbien in Führung gebracht, aber Milos Perunovic eroberte gegen Teimour Radjabov eine Figur.
Bulgarien gab seinen ersten Punkt gegen Topfavorit Russland ab. Im seit dem WM-Skandal 2006 vergifteten Duell zwischen Vladimir Kramnik und Veselin Topalov setzte sich Vlad dank eines Quali-Opfers zur Bildung eines Freibauernpaars sehenswert durch. Allerdings patzte Sergey Karjakin gegen Valentin Iotov: zunächst übersah er einen starken Damenzug mit dem er einen Bauern hätte gewinnen können, später verweigerte er einen logischen Bauernzug und als Höhepunkt übersah er, dass sein c-Bauer nicht auf d5 schlagen darf, da er sonst einem Angriff von Dame und Läufer gegen h2 nichts mehr entgegenzusetzen hat.
Im Duell des Weltranglistenersten Magnus Carlsen mit dem Zweiten Levon Aronian hatte der Armene Vorteile, aber Carlsen opferte einen Bauern um in ein Damenendspiel mit ungleichfarbigen Läufern abzuwickeln. Dank des Erfolgs von Gabriel Sargissian über Simen Agdestein nach zähem Kampf gewann Armenien 2,5:1,5.
Bei China gegen die Niederlande gab es vier Remis, wobei Loek Van Wely Dame gegen Turm, Springer und Läufer auf dem Brett hatte. Usbekistan schlug die Ukraine 2,5:1,5 womit zwei Trends bestätigt wurden: die Usbeken sind sehr gut drauf und gaben bislang erst einen Punkt gegen Deutschland ab, wohingegen Vassily Ivanchuk weit von seiner Bestform entfernt ist. Schon gegen Norwegen 2 hatte Ivanchuk verloren, es folgten zwei Remis gegen 2500er und nun stellte er in besserer Stellung gegen Rustam Kasimdzhanov eine Figur ein. Dem stand Anton Korobov in Nichts nach und lief in ein Matt nachdem er die ganze Partie über am Drücker gewesen war.
Michael Adams bezwang bei Englands 2:2 gegen Vietnam Quang Liem Le mit einer hübschen Kombination. Dagegen läuft es für das ungarische Supertalent Richard Rapport mit 1,5/4 alles andere als nach Wunsch. Heute verlor er gegen Miguel Illescas Cordoba, die Ungarn bezwangen Spanien dennoch mit 2,5:1,5. Nicht zufrieden werden die USA sein die gegen Canada nicht über ein 2:2 hinaus kamen.
Im Gesamtklassement liegen Aserbaidschan, Serbien, Kasachstan, Bulgarien, Kuba, Usbekistan und Georgien mit neun Punkten in Front, dahinter rangieren 17 Teams mit acht Punkten. Deutschland liegt auf Platz 25 mit sieben Zählern, der Gastgeber befindet sich auf Platz 38 und damit kurioserweise hinter dem zweiten Team auf Rang 19.
Die deutschen Damen mussten sich nach der knappen Niederlage gegen Russland diesmal Frankreich mit 1:3 geschlagen geben. Zoya Schleining kam zu einem sicheren Remis, dagegen geriet Tatjana Melamed früh unter Druck und konnte ihren Lc8 nicht ins Spiel bringen. Gerade als dieser aktiviert hätte werden können übersah Tatjana eine taktische Möglichkeit. Melanie Ohme befand sich ebenfalls in der Defensive, ihre Gegnerin hatte einen gedeckten Freiabuern auf b4 sowie einen aktiven Turm auf a2. Als dann auch noch ein Springer auf d4 das Geschehen beherrschte ging letztlich eine Figur verloren. Bei Elisabeth Pähtz und Marie Sebag entstand eine unübersichtliche Stellung mit unterschiedlichen Rochaden. Elisabeth hatte die besseren Chancen gab aber in vorteilhafter Stellung aufgrund von Zeitnot Remis.
An Tisch 1 beendete China den Höhenflug der Indonieserinnen mit 3,5:0,5. Allerdings hatte Chelsie Monica Ignesias Sihite zwischendurch eine Mehrfigur und auch am Ende eine gewonnene Stellung, verdarb diese aber ins Remis. Auch die Iranerinnen mussten ihre erste Niederlage mit 1,5:2,5 gegen Ungarn quittieren. Für die einzige Gewinnpartie sorgte Thanh Trang Hoang.
Den erwartet spannenden Fight gab es zwischen Russland und Georgien. Drei Bretter endeten Remis und Valentina Gunina stand gegen Bela Khotenashvili von Anfang an unter Druck. Später opferte die Georgierin eine Quali und stand dank zweier Freibauern auf Gewinn. Als beide nur noch vom Inkrement lebten verflachte die Stellung zusehends und am Ende lief Khotenashvili sogar noch ins Matt.
Mitfavorit Ukraine musste seine erste Niedelage mit 1:3 gegen Serbien hinnehmen, während die USA Aserbaidschan mit 2,5:1,5 bezwang.
An der Spitze befinden sich mit China, Ungarn und Russland drei Teams ohne Punktverlust, dahinter folgen die Niederlande, Polen und Serbien mit jeweils einem Zähler weniger. Deutschland befindet sich mit sechs Punkten auf Rang 39.
Zusammenfassung von GM Ilja Zaragatski
Analysen von GM Mihail Marin
Runde 6:
Die deutschen Herren konnten heute ihre Unentschieden-Serie durchbrechen und gegen Belgien mit 2,5:1,5 den dritten Turniersieg einfahren. Nach einem schnellen Remis von Daniel Fridman der in etwas schlechterer Stellung die Züge wiederholte, brachte Liviu-Dieter Nisipeanu Deutschland in Front, nachdem er im Mittelspiel eine Qualität erobern konnte. Auch bei Georg Meier sah es sehr gut aus, hatte er doch ein Loch in die gegnerische Rochade-Stellung gerissen. Allerdings entschied er sich für 23. Sf5 anstatt Lf5 wonach die Partie verflachte. Arkadij Naiditsch hatte dank typischem Minoritätsangriff am Damenflügel leichten Vorteil im Doppelturmendspiel und sicherte mit seinem Remis den Mannschaftssieg.
An Tisch 1 setzte sich Aserbaidschan klar mit 3,5:0,5 gegen Georgien durch. Shakhriyar Mamedyarov und Baadur Jobava rochierten unterschiedlich und ließen die Bauern laufen, aber Mamedyarov kam mit feinen Manövern als Erster zum Mattangriff. Beim 2:2 von Serbien gegen Bulgarien zeigte sich Veselin Topalov gut erholt von seiner Niederlage gegen Kramnik in der Runde zuvor und gewann das Turmendspiel trotz des Versuchs von Ivan Ivanisevic sich ins Patt zu retten. Im dritten Duell der 9-Punkter schlug Kuba Kasachstan mit 3,5:0,5.
Dass die Usbeken alles andere als Laufkundschaft sind musste schon Deutschland beim 2:2 in Runde vier leidvoll erfahren und auch Topfavorit Russland wäre um ein Haar ins Stolpern geraten. Rustam Kasimdzhanov zeigte sich weiterhin in bestechender Form und gewann auch gegen Vladimir Kramnik dank aktivem Figurenspiels, das er mit einer hübschen Kombination krönte. Nicht minder sehenswert war das Figurenopfer von Alexander Grischuk mit dem er Anton Filippov zum Ausgleich matt setzte. Ian Nepomniachtchi brachte die Russen 2:1 in Führung, jedoch stand Peter Svidler gegen Marat Dzhumaev auf Verlust. Mit Glück rettete sich Svidler noch ins Remis und Usbekistan musste die erste Niederlage quittieren.
Mitfavorit Frankreich kam gegen Bosnien-Herzegovina nicht über ein 2:2 hinaus, dagegen gab es Favoritensiege von China mit 3,5:0,5 gegen Ägypten, Ungarn mit 3:1 gegen Vietnam sowie den Niederlanden mit dem selben Resultat gegen den Iran.
Armenien kämpfte sich mit einem 2,5:1,5 gegen England wieder ein Stück nach vorne, da Gawain Jones mit Dame gegen Turm und Springer gegen Gabriel Sargissian nicht gewinnen konnte nachdem zuvor Nigel Short gegen Sergei Movsesian verloren hatte. Kanada hielt nach dem 2:2 gegen die USA auch gegen Israel ein Unentschieden und Qatar holte nach dem überraschenden 2:2 gegen Deutschland einen 2,5:1,5 Sieg gegen Griechenland.
Norwegen gelang ein wichtieger 3:1 Erfolg über Italien. Dabei waren alle Blicke auf das Duell von Magnus Carlsen gegen die #3 der Welt Fabiano Caruana gerichtet. Carlsen wählte eine passive Variante im Skandinavier und nahm wie gewohnt eine zunächst schlechtere Stellung in Kauf. Caruana konnte daraus aber kein Kapital schlagen und langsam aber sicher schlug die Waagschale zu Gunsten des Weltmeisters aus. Seine Figuren kamen immer besser ins Spiel und am Ende entstand ein Turmendspiel mit zwei Mehrbauern für Carlsen. Kjetil Lie profitierte von einem kapitalen Überseher seitens Sabino Brunello wonach der in der Mitte verbliebene König nur noch unter großem Materialverlust zu retten gewesen wäre. Durch diesen Sieg rückte Norwegen 1 die Verhältnisse wieder zu Recht, da die zweite Mannschaft gegen Tschechien mit 1:3 unterlag. Hierbei geriet Frode Urkedal gegen David Navara früh unter die Räder und musste nach 17 Zügen ob des unparierbaren Figurenverlusts die Waffen strecken.
In der Tabelle ist aus dem Führugnsseptett ein Duo bestehend aus Aserbaidschan und Kuba geworden. Einen Zähler dahinter rangieren insgesamt zehn Mannschaften, Deutschland kletterte auf Rang 16.
Auch die deutschen Damen konnten ihre Negativserie beenden und kamen zu einem 3,5:0,5 Pflichtsieg gegen Malaysia, wobei man an allen Brettern mindestens 400 Punkte mehr auf der Habenseite hatte. Dabei war es zunächst nicht so klar ob Tatjana Melamed für den geopferten Bauern ausreichend Kompensation besitzt. Später kam sie mit einem Damenopfer für zwei Türme zu einem Königsangriff hätte aber nach 31. Kh1 wohl mit Dauerschach zufrieden sein müssen, konnte nach Kh3 aber wenig später matt setzen. Zoya Schleining hatte nach einer langen Schlagvariante zwei Bauern erbeutet und verwertete diese im Endspiel souverän, während Melanie Ohme sukzessive das Kommando übernahm und dank starker Freibauern gewann. Derweil konnte sich Sarah Hoolt gegen eine glänzend aufgelegte Gegnerin keinerlei Vorteile erspielen und hätte das Endspiel an einer Stelle sogar verlieren können.
Im Spitzenduell bezwang China Ungarn mit 3:1 wobei Yifan Hou zum vierten Sieg im vierten Einsatz kam indem sie Thanh Trang Hoang aus der Eröffnung heraus einfach überspielte. Auch die Russinnen kamen zu einem souveränen 3,5:0,5 Erfolg über Serbien.
Polen schlug die Niederlande mit 3:1 und Frankreich bezwang die Slowakei mit demselben Resultat. Indien kam gegen Spanien nicht über ein 2:2 hinaus, wohingegen die Ukraine sich mit 3:1 gegen Bulgarien durchsetzen konnte.
In der Tabelle sind China und Russland nach wie vor verlustpunktfrei vor Polen mit elf Punkten sowie sechs Teams mit neun Zählern. Deutschland befindet sich mit acht Punkten nun auf Rang 23.
Zusammenfassung von GM Ilja Zaragatski
Runde 7:
Die 7.Runde war kein guter Tag für die amtierenden Weltmeister Magnus Carlsen und Yifan Hou, denn beide mussten sich erstmals in diesem Turnier geschlagen geben. Damit sorgte die deutsche Nummer Eins Arkadij Naiditsch für eines der Highlights dieser Olympiade, zumal er in den bisherigen 14 Partien gegen Carlsen noch nie gewonnen hatte. Dass dies der entscheidende Punkt zum 2,5:1,5 gegen die Gastgeber war, machte das ganze umso schöner. Dabei hatte es zunächst danach ausgesehen, dass Arkadijs Teamkollegen für ihn in die Bresche würden springen müssen, da er im frühen Mittelspiel durch ein paar Ungenauigkeiten ersatzlos einen Bauern eingebüßt hatte. Aber anscheinend wusste Carlsen mit der ungewohnt besseren Stellung aus der Eröffnung heraus nicht so viel anzufangen… Denn auch er leistete sich ein paar ungenaue Züge und die Remischancen für Arkadij stiegen. In Zeitnot opferte Carlsen für alle unverständlich einen Bauern und geriet nun selbst unter Druck (Arkadij meinte im Interview nach der Partie, dass Carlsen in der Zeitnotphase sehr nervös gewesen sei, was nicht gerade typisch für ihn ist). Mit feiner Technik münzte Arkadij seinen entfernten Freibauern im Leichtfigurenendspiel in den vollen Punkt um und machte damit das 2,5:1,5 über den Gastgeber perfekt. Liviu-Dieter Nisipeanu hatte gegen Jon Ludvig Hammer nach kurzem taktischen Scharmützel ein Turmendspiel mit ungleichfarbigen Läufern erreicht und remisierte. David Baramidze war lange Zeit die größte Hoffnung auf einen deutschen Sieg dank gutem Figurenspiel. Im Leichtfigurenendspiel verschmähte er einen Bauerngewinn und versuchte den Druck aufrecht zu erhalten, aber danach war kein Vorteil mehr in Sicht. Daniel Fridman hatte leichte Vorteile, riskierte aber ob des sich abzeichnenden Erfolgs am Spitzenbrett nichts und wickelte in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern ab.
Im Duell der beiden Spitzenreiter musste sich Kuba trotz des Siegs von Leinier Dominguez Peres über Shakhriyar Mamedjarov Aserbaidschan mit 1,5:2,5 geschlagen geben. Teimour Radjabov holte im Turmendspiel den entscheidenden Punkt.
Einen Schock musste das russische Team gegen Tschechien hinnehmen. Alexander Grischuk unterlag David Navara und Peter Svidler musste sich Viktor Laznicka geschlagen geben. An den hinteren Brettern hielt Tschechien Remis und sorgte somit für einen 3:1 Überraschungserfolg.
China überrollte die bis dato ungeschlagenen Serben mit 3,5:0,5 und auch die Bulgaren unterstrichen ihre Medaillenambitionen mit einem 3:1 über die Niederlande. Hierbei kam einmal mehr Valentin Iotov zu einem überzeugenden Sieg gegen Sergei Tiviakov.
Armenien und Ungarn trennten sich 2:2 Unentschieden, wobei Levon Aronian Peter Leko bezwingen konnte, aber Gabriel Sargissian unterlag Csaba Balogh. Beim 3:1 von Frankreich über Georgien kämpfte Maxime Vachier-Lagrave insgesamt 139 Züge bis Baadur Jobava im Damenendspiel doch noch der entscheidende Fehler unterlief. Indien schlug Qatar mit 3:1 und Usbekistan musste die zweite Niederlage in Folge hinnehmen. Beim deutlichen 0,5:3,5 gegen die USA gab es auch für Rustam Kasimdzhanov gegen Hikaru Nakamura nichts zu holen.
Alleiniger Spitzenreiter mit 13 Punkten ist nun Aerbaidschan, vor China, Tschechien, Bulgarien und Rumänien mit 12 Punkten. Es folgen neun Teams mit 11 Punkten darunter auch Deutschland auf Platz 13.
Die deutschen Damen komplettierten den erfoglreichen Tag mit einem 3,5:0,5 Erfolg über die Türkei. Zwar konnte Elisabeth Pähtz ihren Merhbauern im Schwerfigurenendspiel nicht verwerten, dafür war Sarah Hoolt von Anfang an am Drücker, gewann einen Bauern und baute diesen Vorteil sukzessive aus. Melanie Ohme sicherte sich früh das Läuferpaar und kam zu einem druckvollen Angriff auf der f-Linie inklusive Turmopfer, das ihr die Dame für Turm und Springer brachte, was sie im Endspiel sicher verwertete. Die Partie von Zoya Schleining wogte hin und her bis ihre Kontrahentin im 40. Zug einen starken Zug übersah. Danach brachte sie das entstandene Endspiel mit Dame gegen Turm und Läufer sicher nach Hause.
Das wohl vorentscheidende Duell um den Sieg bei den Damen konnten die Russinnen mit 3:1 gegen China für sich entscheiden. Dabei wurde Yifan Hou nach bislang vier Siegen aus der Eröffnung heraus von Kateryna Lagno überspielt, wonach Hou eine Quali einbüßte. Auch Olga Girya gewann ihre Partie gegen Zhongyi Tan, während Valentina Gunina gegen Wenjun Ju und Alexandra Kosteniuk gegen Xue Zhao remisierten.
Polen bleibt nach einem 2:2 gegen Frankreich weiter ungeschlagen und auch Ungarn ist nach dem 2,5:1,5 Erfolg über Rumänien weiterhin ein heißer Podiumskandidat. Die Überraschungsmannschaften Indonesien und Iran trennten sich genauso wie Armenien und die USA 2:2 unentschieden.
Georgien und die Ukraine kämpften sich jeweils mit 3:1 Siegen gegen Serbien bzw. Kasachstan weiter nach vorne und auch Indien ist nach dem 3,5:0,5 über die Niederlande noch nicht raus aus dem Medaillenrennen.
In der Tabelle liegt Russland verlustpunktfrei zwei Zähler vor China, Ungarn und Polen. Es folgen sieben Mannschaften mit elf Punkten, dahinter rangiert Deutschland mit zehn Punkten auf Platz 12.
Zusammenfassung von GM Ilja Zaragatski
Runde 8:
Das erwartete Duell auf Augenhöhe zwischen der #12 der Setzliste Deutschland und der #13 Kuba endete 2:2. Arkadij Naiditsch neutralisierte den Weltranglistenelften Lenier Dominguez Perez mit 3.Lb5 gegen dessen Sizilianer. Zwar blieb der schwarze König in der Mitte aber es wurde schnell viel Material getauscht, so dass die Stellung immer im Gleichgewicht war. Georg Meier hatte im Franzosen keinerlei Schwierigkeiten, wohingegen Daniel Fridman im Endspiel eine kritische Phase mit Minusbauer zu überstehen hatte. Die größte Hoffnung auf einen vollen Punkt war Liviu-Dieter Nisipeanu ob seines ELO-Plus von knapp über 100 Punkten. Aber auch hier führte die französische Verteidigung zu einer ausgeglichenen Partie.
Spitzenreiter Aserbaidschan musste gegen China mit 1:3 seine erste Niederlage hinnehmen. Yangyi Yu zeigte gegen Eltaj Safarli, dass ein passives Läuferpaar im Endspiel nichts wert ist und Hua Ni bezwang Gadir Guseinov nach einer wechselhaften Partie trotz Minusbauers im Endspiel, da sich der Springer des Aseri vergaloppiert hatte.
Im Verfolgerduell trennten sich Rumänien und Tschechien an allen Brettern remis, dafür machten Frankreich und die Ukraine Boden gut. Die Franzosen bezwangen Polen 2,5:1,5 dank des Erfolges von Etienne Bacrot über Grzegorz Gajewski. Die Ukraine holte vorne zwar nur einen halben Zähler, aber Pavel Eljanov bezwang Valentin Iotov dank eines Figurenopfers im Mittelspiel und Anton Korobov nutzte einen Fehler von Krasimir Rusev im Endspiel.
Dagegen kam Armenien gegen Indien nicht über ein 2:2 hinaus, wobei Sergei Movsesian im Schwerfigurenendspiel mit vier verbundenen Freibauern am Damenflügel gegen deren Drei von Krishnan Sasikiran eine Gewinnmöglichkeit liegen ließ und ins Dauerschach lief. Ebenfalls 2:2 trennten sich Ungarn und die USA. Peter Leko hatte gegen Hikaru Nakamura zwar einen Mehrbauern im Turmendspiel, remisierte aber genauso wie Zoltan Almasi gegen Gata Kamsky. Richard Rapport profitierte von einem Figureneinsteller von Alexander Onischuk im 20.Zug, aber Judit Polgar musste gegen Samuel Shankland ihre erste Niederlage hinnehmen, der ihr Figurenopfer verteidigte und nun bei sensationellen 7/7 steht (Leistung 3196!).
Die Niederlande sowie Israel kamen zu souveränen 3,5:0,5 Erfolgen über Brasilien bzw. Indonesien und Usbekistan schlug Australien mit 3:1. Dagegen enttäsuschte Russland beim 2:2 gegen Spanien erneut. Vladimir Kramnik musste sich Francisco Vallejo Pons geschlagen geben, der im Mittelspiel insgesamt drei Bauern herauskombinierte. Sergej Karjakin rettete das Unentschieden, da Ivan Salgado Lopez den Angriff mit Damen und Turm im Endspiel nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Einen Tag zum Vergessen erlebten auch die Engländer, die Serbien mit 1:3 unterlagen. Michael Adams bezwang Ivan Ivanisevic am Spitzenbrett, aber die restlichen Partien gingen allesamt verloren.
Gut erholt von seiner gestrigen Niederlage gegen Arkadij Naiditsch zeigte sich Magnus Carlsen. Beim 3:1 Erfolg über Bosnien-Herzegovina schlug er Borki Predojevic in gewohnter Manier im Endspiel.
In der Tabelle führt nun China mit 14 Punkten vor Frankreich, Ukraine, Aserbaidschan, Tschechien und Rumänien mit jeweils 13 Punkten. Dahinter rangieren zwölf Teams mit 12 Zählern, darunter Deutschland auf Platz 16. Deutschland ist neben China übrigens die einzige Mannschaft die noch ungeschlagen ist!
Topfavorit Russland ist mit drei Zählern Rückstand raus aus dem Titelrennen. Noch nie wurde eine Mannschaft mit mehr als drei abgegebenen Mannschaftspunkten Erster, Russland hat bereits deren fünf. Damit gibt es auch in Tromsø eine weitere Episode der Serie enttäuschender Olympaiden in denen die Russen hoch gehandelter Topfavorit sind (diesmal mit einem Schnitt von 2773 genau 50 Punkte vor dem Setzlistenzweiten) aber nicht den Titel holen. Das letzte Mal gelang dies übrigens 2002 in Bled (sechster Triumph in Folge, davor noch sechs weitere Male als UdSSR) als ein gewisser Garry Kasparov das letzte Mal für Russland antrat und mit 7,5/9 (Leistung 2933!) einen nicht unwesentlichen Anteil am Triumph hatte.
Mit der 9.Runde beginnt nun die heiße Phase. Bekanntlich wird hinten die Ente fett und die Erfahrung der vergangenen Schacholympiaden zeigt, dass die ersten Runden mehr oder weniger Vorgeplänkel darstellen, bei dem man nicht zu viele Punkte liegen lassen darf, wohingegen ein starker Schlussspurt entscheidend ist. Sprich es ist moneytime!
Besser als die Herren machten es die Damen und bezwangen Kuba mit 2,5:1,5. Der entscheidende Sieg gelang Sarah Hoolt, die die Schwächen auf den schwarzen Feldern zu einem durchschlagenden Köningsangriff nutzte. Elisabeth Pähtz stand etwas passiv, kam aber zu einem sicheren Remis. Tatjana Melamed setzte ihre Kontrahentin unter Druck, konnte aber keinen entscheidenden Vorteil herausspielen. In der Partie von Melanie Ohme hatten beide Spielerinnen jeweils einen Freibauern und auch hier wurden die Punkte geteilt.
Die Russinnen verteidigten ihre Führung mit einem souveränen 3,5:0,5 Erfolg über Ungarn, die bis dato nur gegen China verloren hatten und sonst nur Siege auf dem Konto. Valentina Gunina kam hierbei dank der Kontrolle der g-Linie zu einem durchschlagenden Angriff.
China bleibt dem Spitzenreiter mit einem 3:1 über Polen auf den Fersen. Yifan Hou eroberte gegen Monika Socko eine Qualität und holte somit nach ihrer gestrigen Niederlage Sieg Nummer fünf.
Frankreich schlug die USA mit 2,5:1,5 und die Ukraine bezwang Georgien mit demselben Resultat. Indien brachte den Indonesierinnen mit 3:1 die zweite Niederlage bei und auch Armenien bleibt mit einem 3,5:0,5 Sieg über Kolumbien im Rennen um die Medaillen.
Russland bleibt verlustpunktfrei vor China mit zwei Punkten Rückstand sowie Frankreich, Armenien und die Ukraine mit drei. Deutschland liegt mir einem weiteren Zähler weniger auf einem ausgezeichneten neunten Platz.
Zusammenfassung von GM Ilja Zaragatski
Runde 9:
Die deutschen Herren bleiben auch nach neun Runden ungeschlagen, ließen aber heute beim 2:2 gegen die USA eine sehr gute Möglichkeit aus bis auf einen Punkt an das Führungsduo heranzurücken. Georg Meier hatte nämlich für das 1:0 gesorgt weil Gata Kamsky in unbequemer Stellung einzügig eine Figur einstellte, da er einen Abzugsangriff übersah und damit einmal mehr unterstrich, dass dies nicht sein Turnier ist (er steht jetzt bei 3/8). Unmittelbar danach remisierte Liviu-Dieter Nisipeanu mit „Mr. 100%“ Samuel Shankland im Schwerfigurenendspiel mit Minusbauer. Allerdings hätte er dank seines Freibauers auf c6 mit 30. Dd6 statt Dd7 gewinnen können, da er dann im weiteren Verlauf den taktischen Schlag Dxe8 gehabt hätte. Da zu diesem Zeitpunkt Arkadij Naiditsch gegen Hikaru Nakamura besser stand und Daniel Fridman sich gegen Varuzhan Akobian konsolidiert zu haben schien, lag ein 2,5:1,5 Erfolg in der Luft. Doch bald konnte Akobian einen Bauern erobern und das Turmendspiel war nicht mehr zu halten. Arkadij hatte in einer geschlossenen Stellung mit Läufer- gegen Springerpaar die Kontrolle der halboffenen g-Linie als Plus, aber nur wenig Bedenzeit für die letzten zehn Züge. Ein Durchkommen war nicht in Sicht und so trennte man sich Unentschieden.
An Tisch 1 gab es vier Remis zwischen Spitzenreiter China und der Ukraine, zuletzt erzwang Yi Wei gegen Alexander Moiseenko mit einem Turmopfer ein Dauerschach. Damit konnte Frankreich mit einem 2,5:1,5 über Tschechien zu den Chinesen aufschließen. Matchwinner war hierbei Etienne Bacrot der mit einem Läuferopfer gegen Viktor Laznicka zun entscheidenden Angriff kam.
Aserbaidschan musste im Kampf um den Titel den nächsten Rückschlag hinnehmen und kam gegen die überraschend starke
en Rumänen nicht über ein 2:2 hinaus. Dabei hatte Rauf Mamedov gegen Vlad-Cristian Jianu Dame gegen Turm und zwei Bauern, gab aber nach 90 Zügen seine Gewinnbemühungen auf. Dagegen gewann Ungarn 3:1 gegen Israel dank Siegen von Csaba Balogh über Maxim Rodshtein sowie Richard Rapport gegen Emil Sutovsky.
Auch die Bulgaren bleiben mit einem 2,5:1,5 über Kuba im Rennen um die Medaillen. In der Partie zwischen Veselin Topalov und Lenier Dominguez Perez entschied letztlich der Freibauer von Topalov auf e7 und Valentin Iotov brachte das Damenendspiel mit Mehrbauer sicher nach Hause. Die Niederlande und Indien trennten sich von Weißrussland bzw. Argentinien nur 2:2 und auch Titelverteidiger Armenien verabschiedete sich mit vier Unentschieden gegen Serbien aus dem Titelrennen. Levon Aronian eroberte zwar zwei Bauern von Ivan Ivanisevic, doch dessen Druck auf der h-Linie sorgte für ausreichend Kompensation.
Russland kam zu einem knappen 2,5:1,5 Erfolg über Norwegen 2, wobei Alexander Grischuk gegen Frode Urkedal für die einzige Gewinnpartie sorgte. Norwegen 1 kam trennte sich glücklich 2:2 von der Türkei. Magnus Carlsen sicherte im Endspiel dank eines starken Freibauers den Ausgleich. Dabei war er gegen Dragan Solak lange schlechter gestanden, hatte dieser doch ein starkes Läuferpaar und Carlsen seinen König bis Zug 24 in der Mitte. In starker Zeitnot verpasste Solak das starke Quali-Opfer 32. Txd4 wonach die Partie sofort kippte.
In der Gesamtwertung führen China und Frankreich mit 15 Punkten vor der Ukraine, Aserbaidschan, Bulgarien, Ungarn und Rumänien. Aus diesem Septett wird auch der neue Olympiasieger kommen. Insgesamt 13 Mannschaften weisen 13 Punkte auf, darunter auch Deutschland auf Rang 18. Für diese Teams sollte auch mit zwei Siegen zum Abschluss eine Medaille außer Reichweite sein.
Die deutschen Damen machten es heute besser, bezwangen Ungarn mit 2,5:1,5 und kletterten damit auf Rang fünf! Elisabeth Pähtz kam zu einem starken Schwerfigurenangriff gegen den schwarzen König, der nach den Zügen f5 und g5 nicht mehr allzu sicher stand. Letzten Endes kostete der Angriff die Ungarin die Dame und somit natürlich auch die Partie. Dagegen brachte ein Turmopfer von Zoya Schleining nicht das gewünschte Resultat. Ildiko Madl evakuierte ihren König über das offene Feld und so bekam Zoya zwar den Turm vorübergehend zurück, musste aber im Anschluss Dame für Turm und Figur geben was nicht zu halten war. Tatjana Melamed hatte leichte Vorteile, brachte im Endspiel aber nichts Zählbares heraus. Somit avancierte Sarah Hoolt wie schon gegen Kuba im Duell mit einer nominell gleichwertigen Gegnerin zur Matchwinnerin. Sarah eroberte im Mittelspiel einen Bauern und im folgenden Damenendspiel kamen noch zwei weitere hinzu bis sie die Gegnerin mit einer Unterverwandlung inklusive Springergabel zur Aufgabe zwang und nun bei bärenstarken 7/8 steht.
Spitzenreiter Russland hatte beim 2,5:1,5 gegen Armenien das notwendige Glück auf seiner Seite. Kateryna Lagno büßte gegen Elina Danielian nach einem Bauernschlag eine Figur ein und Valentina Gunina musste per Figurenopfer den starken Freibauern von Lilit Mkrtchian aufhalten, bekam aber insgesamt drei Bauern für die Figur. Nach einigen Ungenauigkeiten drehte Gunina einmal mehr eine Partie zu ihren Gunsten. Olga Girya sah man mit zwei Minusbauern gegen Lilit Galojan schon auf der Verliererstraße, aber sie rettete sich ins Dauerschach. Somit sorgte Natalija Pogonina mit ihrem Erfolg über Maria Kursova für Sieg Nummer neun und einem weiteren Schritt Richtung Titelverteidigung.
China bleibt mit einem klaren 3,5:0,5 über Frankreich den Russinen auf den Fersen. Dabei gab es in der Partie zwischen Marie Sebag und Yifan Hou eine Bauernumwandlung in Zug 9 zu sehen, trotzdem befand sich die Stellung stets im Gleichgewicht. Auch die Ukraine bleibt auf dem Vorwärtsmarsch und bezwang Indien mit 2,5:1,5 dank des Erfolgs von Mariya Muzychuk über Tania Sachdev mit zwei Mehrbauern im Springerendspiel.
Spanien bezwang Argentinien mit 3,5:0,5 und auch Rumänien sowie Polen kamen zu wichtigen 2,5:1,5 Siegen über Vietnam bzw. die Mongolei. Georgien schlug Indonesien mit 3:1, wohingegen die USA nicht über ein 2:2 gegen Montenegro hinaus kam.
In der Tabelle führt Russland mit 18 Punkten vor China (16) sowie der Ukraine (15). Spanien, Deutschland, Rumänien sowie Polen sind mit jeweils 14 Punkten ebenfalls gut im Rennen um die Medaillen.
´Neben dem Sport stand heute mit der Wahl des FIDE-Präsidenten ein richtungsweisendes Ereignis auf dem Programm. Der amtierende Präsident Kirsan Ilyumzhinov setzte sich mit 110:61 Stimmen deutlich gegen Ex-Weltmeister Garry Kasparov durch. Es steht zu befürchten, dass die Delegierten dem Schachsport damit einen Bärendienst erwiesen haben.
Zusammenfassung von GM Ilja Zaragatski
Runde 10:
Nach neun ungeschlagenen Runden riß heute die deutsche Serie mit einer 1,5:2,5 Niederlage gegen Indien. Auffallend dabei war das die Deutschen unisono die schlechtere Zeit und mitunter starke Zeitnot hatten. Als erstes gab Georg Meier sein leicht schlechteres Endspiel remis, zumal er nur noch eine gute Minute auf der Uhr hatte. Bei Liviu-Dieter Nisipeanu war der König in der Mitte verblieben und eine Ungenauigkeit kostete ihm einen Bauern, wonach das Endspiel mit gleichfarbigen Läufern nicht zu halten war. Arkadij Naiditsch bemühte sich nach Kräften seiner ausgeglichene Position noch irgendwie Leben einzuhauchen. Parimarjan Negi konnte den entstandenen Freibauern im Springerendspiel aber stoppen. David Baramidze geriet nach ausgeglichenem Partieverlauf in eine forcierte Variante, wonach er in einem Endspiel Turm und zwei Bauern gegen Turm und Springer landete. Seine beiden Bauern gingen verloren, aber 50 Züge später war sein Gegenüber noch nicht weiter, so dass nach 127 Zügen die Punkte geteilt wurden.
Im Duell der beiden Spitzenreiter gelang China ein großer Schritt Richtung Titelgewinn und bezwang Frankreich mit 2,5:1,5. Held des Tages war Yangyi Yu der Laurent Fressinet mit seinen Türmen auf der zweiten Reihe in die Knie zwang und nun bei sensationellen 8,5/10 steht (Leistung 2902!). Eine wilde Partie spielten Liren Ding und Etienne Bacrot, in der der Franzose zwei Türme für Springer, Läufer und drei Bauern gab, zwischenzeitlich auch leicht besser stand, am Ende aber in eine Zugwiederholung einwilligen musste. Im Duell zwischen Hua Ni und Romain Edouard passierte nicht viel und letztlich musste auch Maxime Vachier-Lagrave seine Gewinnbemühungen gegen Yue Wang einstellen.
Die Verfolger Ukraine und Aserbaidschan nahmen sich beim 2:2 gegenseitig Punkte weg. Dabei leistete sich Vassily Ivanchuk einmal mehr einen Blackout in ausgeglichener Stellung und stellte gegen Shakhriyar Mamedyarov eine Figur ein. Pavel Eljanov sorgte mit einem Schwerfigurenangriff am Königsflügel gegen Rauf Mamedov für den Ausgleich. Dagegen schob sich Ungarn mit einem 3:1 über Rumänien auf Rang zwei nach vorne. Csaba Balogh bezwang Mircea-Emilian Parligras dank zweier Freibauern im Turmendspiel und Richard Rapport holte nach schwachem Turnierstart gegen Levente Vajda seinen dritten Sieg in Folge dank eines schönen Räumungsopfers.
Bulgarien verabschiedete sich aus dem Kampf um die Medaillen mit einer 1,5:2,5 Niederlage gegen Polen. Zwar demonstrierte Veselin Topalov gegen Radoslaw Wojtaszek einmal mehr seine Stärke, aber Ivan Cheparinov unterlag Grzegorz Gajewski und Valentin Iotov musste sich Jan-Krzysztof Duda geschlagen geben.
Die USA schlugen Argentinien 2,5:1,5 da Hikaru Nakamura Fernando Peralta auskombiniert hatte und Russland kämpfte sich mit einem 2,5:1,5 über Serbien weiter nach vorne. Vladimir Kramnik erspielte sich schon in der Eröffnung anhaltenen Vorteil gegen Ivan Ivanisevic, den er bis ins Springerendspiel auf drei Mehrbauern ausbaute. Dagegen vergaloppierte sich ein Springer von Peter Svidler gegen Robert Markus, aber Sergey Karjakin wiederlegte ein Figurenopfer von Aleksandar Indjic.
Tschechien kam nur zu vier Remis gegen Weißrussland, während Usbekistan die Niederlande dank eines Erfolgs von Jahongir Vakhidov über Robin Van Kampen 2,5:1,5 bezwingen konnte. Für Armenien gab es eine weitere Enttäuschung beim 2:2 gegen Vietnam. Levon Aronian rettete gegen Quang Liem Le ein Turmendspiel mit Minusbauer ins Remis und Gabriel Sargissian stand gegen Ngoc Truong Son Ngyuen ebenfalls schlechter.
Kein guter Tag war es auch für die Gastgeber: beim 0,5:3,5 gegen Kroatien opferte Magnus Carlsen zwei Bauern ohne dafür Kompensation zu bekommen. Mehr noch – Ivan Saric überspielte ihn einfach und brachte ihm somit die zweite Niederlage bei. Dies schlug sich auch auf die Leistung seiner Teamkollegen nieder, bezeichnend war hierbei der Schnitzer von Kjetil Lie der in trotz ungewöhnlicher Materialverteilung – Dame und Turm gegen vier Leichtfiguren – ausgeglichener Stellung ins Matt lief.
Eine Runde vor Schluss führen die Chinesen mit 17 Punkten, die nach wie vor als einziges Team ungeschlagen sind und in 40 Partien bis dato erst einmal als Verlierer das Brett verließen (Yue Wang gegen Peter Leko in Runde 3)! Ärgster Verfolger ist Ungarn mit 16 Punkten vor Frankreich, Ukraine, Russland, USA, Usbekistan, Indien, Aserbaidschan und Polen mit 15. Deutschland fiel durch die Niederlage auf Platz 24 zurück. Dabei spielen Naiditsch und insbesondere Meier über ihren Zahlen, aber an den hinteren Brettern schaut das Bild anders aus. Bezeichnenderweise holte man dort in den Runden drei bis zehn nur zwei Siege.
Einen phantastischen Erfolg feierten die deutschen Damen, die nach dem 2,5:1,5 über Rumänien als Vierte nun mittendrin sind im Kampf um die Medaillen! Dabei musste man den Schock der frühen Niederlage von Sarah Hoolt verdauen, die bislang mit 7/8 ja eine herausragende Leistung gezeigt hatte. Aber gegen Irina Bulmaga die selbst mit 6,5/8 eine ausgezeichnete Bilanz aufwies, musste Sarah schon nach etwas mehr als 1 1/2 Stunden aufgeben. Sarah hatte noch nicht rochiert und als sie auch noch die Kontrolle der Diagonalen a3-f8 verlor, setzte Bulmaga zum finalen Mattangriff an. Nun mussten die Teamkolleginnen für Sarah in die Bresche springen und genau das taten sie auch. Sicherlich half auch die Tatsache, dass die Rumäninnen mit Zeitproblemen zu kämpfen hatten, als sie fast zeitgleich allesamt auf die Verliererstraße gerieten. Elisabeth Pähtz stand kurz vor der Zeitkontrolle sogar schlechter, als ihrer Gegnerin im 40. Zug ein grober Fehler unterlief der eine Figur kostete. Auf den ersten Blick sah es zwar danach aus als würde Elisabeth die Mehrfigur wieder verlieren, aber die Kombination ging noch weiter und mit einer hübschen Pointe zwang sie die Gegnerin zur Aufgabe. Melanie Ohme brachte im Mittelspiel ihre Zentrumsbauern zur Geltung und hatte einen Freibauern auf d6. Der Computer zeigte bei gleichem Material schon +3 an, als Melanie direkt nach der Zeitkontrolle die Chance bekam beide Türme zu tauschen und mit einem Bauernopfer die Umwandlung des d6-Bauern zu erzwingen. Tatjana Melamed stand im Schwerfigurenendspiel schon leicht besser als ihre Gegnerin mit einem Königszug freiwillig in eine Fesselung lief, die den g-Bauern kostete. Danach rückte Tatjana mit Dame und Turm dem gegnerischen König zu Leibe, übersah aber einen möglichen Damengewinn. So rettete sich die Gegnerin in ein Turmendspiel mit zwei Minusbauern, das nach zähem Kampf und weiteren Ungenauigkeiten ins Remis verflachte.
Im brisanten Duell zwischen der Ukraine und Russland ließ der Spitzenreiter erstmals Federn und unterlag mit 1,5:2,5. Anna Muzychuk remisierte gegen das langjährige Spitzenbrett der Ukraine Kateryna Lagno die erst seit Kurzem die russisches Staatsbürgerschaft besitzt (und zwar nach dem offiziellen Meldeschluss was im Vorfeld für heftige Diskussionen sorgte…). Mariya Muzychuk hatte gegen Valentina Gunina leichte Vorteile im Turmendspiel, remsierte aber genauso wie Anna Ushenina gegen Alexandra Kosteniuk. Da aber Natalia Zhukova einen Fehler von Olga Girya, die ihr die Diagonale a7-g1 überließ, ausnutzte, wurde der Siegeszug der Russinnen gestoppt.
Darauf hatten die Chinesinnen sehnsüchtig gewartet, konnten die Chance gleichzuziehen durch ein 2:2 gegen Spanien jedoch nicht nutzen. Nach zwei Remisen brachte Yifan Hou China mit einem Sieg über Sabrina Vega Gutierrez in Führung, aber Ana Matnadze sorgte dank des aktiveren Läuferpaars in der Partie gegen Zhongyi Tan für den Ausgleich.
Georgien schlug Polen 3:1 und bleibt damit genauso im Rennen um die Medaillen wie Kasachstan nach dem 3:1 über Frankreich, Bulgarien nach einem 2,5:1,5 über die Slowakei sowie Armenien das Kroatien 2,5:1,5 bezwang.
Vor der letzten Runde führt Russland mit 18 Punkten vor China und der Ukraine mit 17 sowie Deutschland mit 16. Georgien, Spanien, Bulgarien, Armenien sowie Kasachstan mit jeweils 15 Zählern lauern dahinter.
Die deutschen Damen haben mit acht Siegen und zwei Niederlagen bislang ein phantastisches Turnier gespielt und der angestrebte Top 10-Platz dürfte ihnen kaum noch zu nehmen sein. Aber als Vierter schnuppert man nun natürlich an einer Medaille und wer weiß wann so eine Chance die super Leistung zu veredeln wiederkommt. Mit #4 Georgien hat man aber in der letzten Runde den dicksten Brocken der 15-Punkter bekommen, haben die Titelträger von 2008 doch im Schnitt 120 Punkte mehr. Ein Blick in die Einzelbilanzen zeigt allerdings, dass die Georgierinnen hinten anfällig sind und dort unter ihrer Zahl spielen. Wie passend, dass es bei Melanie Ohme und Sarah Hoolt genau andersherum ist. Dafür punktet Georgien vorne außerordentlich, insbeondere Nana Dzagnidze mit 8/9 (Leistung 2719 – Turnierbestleistung bei den Damen!). Spannung ist auf jeden Fall garantiert – Daumen drücken für unsere Mädels!
Zusammenfassung von GM Ilja Zaragatski
Herren:
R1 #12 Deutschland (2647) – #98 Irak (2252) 4:0
R2 #71 Norwegen 3 (2381) – #12 Deutschland (2662) 0:4
R3 #12 Deutschland (2664) – #10 England (2677) 2:2
R4 #33 Usbekistan (2548) – #12 Deutschland (2652) 2:2
R5 #12 Deutschland 2664) – #57 Qatar (2470) 2:2
R6 #44 Belgien (2500) – #12 Deutschland (2671) 1,5:2,5
R7 #14 Norwegen (2666) – #12 Deutschland (2662) 1,5:2,5
R8 #12 Deutschland (2671) – #13 Kuba (2656) 2:2
R9 #6 USA (2693) – #12 Deutschland (2671) 2:2
R10 #12 Deutschland (2664) – #19 Indien (2631) 1,5:2,5
R11 #60 Australien (2437) – #12 Deutschland (2647) 2:2
Damen:
R1 #12 Deutschland (2362) – #80 Albanien (1823) 4:0
R2 #60 Ägypten (2030) – #12 Deutschland (2379) 1,5:2,5
R3 #12 Deutschland (2363) – #24 Argentinien (2276) 3:1
R4 #12 Deutschland (2362) – #2 Russland (2505) 1,5:2,5
R5 #9 Frankreich (2389) – #12 Deutschland 2375) 3:1
R6 #12 Deutschland (2338) – #78 Malaysia (1914) 3,5:0,5
R7 #33 Türkei (2191) – #12 Deutschland (2363) 0,5:3,5
R8 #19 Kuba (2314) – #12 Deutschland (2362) 1,5:2,5
R9 #12 Deutschland (2379) – #13 Ungarn (2370) 2,5:1,5
R10 #12 Deutschland (2362) – #6 Rumänien (2407) 2,5:1,5
R11 #4 Georgien (2471) – #12 Deutschland (2362) 4:0