Bereits zum achten Mal wurde am letzten Freitag des Jahres der Simon-Silvester-Cup ausgetragen. Während es draußen zunehmend stärker schneite, kämpften die insgesamt 17 Teilnehmer drinnen bei Plätzchen und Spekulatius in fünf Runden Schnellschach um die vom Turnierpaten Martin Simon ausgelobten Preise. Nachdem im Vorjahr erstmals die Drei-Punkte-Regelung zur Anwendung gekommen war, kehrte man nunmehr wieder zum „normalen“ Modus zurück, spielte diesmal aber mit Fischerbedenkzeit.
Dass die Favoriten es an diesem Abend nicht leicht haben würden, wurde bereits in Runde eins deutlich. Michael Held war es gelungen, Jozef Smyk in eine Eröffnungsfalle zu locken; den daraus resultierenden Vorteil ließ er sich im Anschluss trotz fast 500 DWZ-Punkten Differenz nicht mehr nehmen. Wenig später kam Timon Götz gegen Wolfgang Brunner in schon guter Stellung etwas überraschend zu einem Matt. Das Duell am Spitzenbrett zwischen Georg Pröbster und Gastspieler Michal Michalek sah eine sehr zweischneidige Stellung mit heterogenen Rochaden. Von den thematischen wechselseitigen Königsangriffen erwies sich dabei letztlich derjenige Georgs als durchschlagender, womit auch an diesem Brett beinahe 400 DWZ-Punkte überbrückt wurden. In der längsten Partie dieser Auftaktrunde wurde zuletzt noch die wackere Verteidigungsleistung von Max Herrmann belohnt, der gegen Andreas Niebler ein Doppelturmendspiel mit Minusbauer in den Remishafen retten konnte – eines von insgesamt tatsächlich nur drei Unentschieden im gesamten Turnierverlauf. In den übrigen Begegnungen konnten sich jeweils die Favoriten durchsetzen, wobei hier Martin Simon gegen Johannes Hierl ein schon verloren geglaubtes Endspiel noch zum Sieg drehen konnte.
In der zweiten Runde gab es dafür nahezu ausschließlich Favoritensiege; einzig Andreas Niebler und Jozef Smyk teilten den Punkt. Michael Held gegen den Berichterstatter und Max Herrmann gegen Michal Michalek fanden nie wirklich in die Partie und mussten sich klar geschlagen geben, und auch an den übrigen Brettern gab es zumeist eindeutige Partieverläufe. Mit Spannung war natürlich das Familienduell zwischen Martin und Thomas Simon erwartet worden, bei welchem dann auch hörbar die Fetzen flogen und letztlich Martin das bessere Ende für sich hatte.
Die vier bislang verlustpunktfreien Spieler trafen in Runde drei nun an den Spitzenbrettern aufeinander, und beide Begegnungen fanden einen Sieger. Erwin Hirn hatte sich gegen Franz Xaver Beer eine aussichtsreiche Stellung erarbeitet, leistete sich dann allerdings einen folgenschweren Schnitzer und musste die Partie in der Folge verloren geben. Mir selbst gelang es gegen Martin Simon, durch geduldiges Manövrieren allmählich die Oberhand zu erlangen und schließlich bei weiterhin überlegener Stellung einen Bauern zu gewinnen. Zwar verteidigte sich Martin noch lange Zeit sehr einfallsreich und scheute auch vor einem Damenopfer nicht zurück, doch am Ende konnte ich den Punkt sicher nach Hause spielen. Michal Michalek, Andreas Niebler, Wolfgang Brunner und Georg Pröbster schlossen mit ihren Siegen zum Verfolgerfeld auf, während das Jugendduell zwischen Max Herrmann und Timon Götz am Ende doch recht eindeutig zugunsten von Max ausfiel.
Eine Vorentscheidung im Kampf um den Turniersieg hätte in Runde vier fallen können, als mit Franz Xaver Beer und dem Berichterstatter die beiden verbliebenen Spieler mit weißer Weste am Spitzenbrett aufeinandertrafen. Dabei konnte ich nach originellem Eröffnungsverlauf im Mittelspiel eine bessere Stellung erreichen, musste dafür aber einigen Zeitnachteil in Kauf nehmen. F.X. bot daraufhin Remis an, doch im Vertrauen auf meine Blitzkünste lehnte ich ab und schaffte es in der Folge auch, in ein vorteilhaftes Endspiel abzuwickeln. Dort ging ich dann allerdings überhastet zu Werke und hätte eigentlich einen Bauern verloren, doch mit dem Mut der Verzweiflung gab ich lieber gleich noch eine Qualität für objektiv mehr als fragwürdige Kompensation auf. In der Folge gingen weitere Bauern verloren und F.X. sah bereits wie der sichere Sieger aus, als er mir unerwartet ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk machte und in turmhoch gewonnener Stellung denselben einzügig einstellte. Unterm Strich gab es somit ein am Ende für mich glückliches Remis, wodurch Erwin Hirn, Martin Simon und Michal Michalek mit Siegen über Andreas Niebler, Georg Pröbster und Wolfgang Brunner den Abstand zur Spitze auf einen halben Zähler verringern konnten. Jozef Smyk gewann ebenfalls gegen Max Herrmann und kam nunmehr auf 2,5 Punkte; Timon Götz konnte mit Christian Junker erneut einen nominell klar favorisierten Kontrahenten in die Schranken weisen.
Die fünfte Runde musste also die Entscheidung bringen. Dabei vertauschte ich gegen Michal Michalek in der Eröffnung zwei Züge und musste in der Konsequenz bereits früh eine Qualität geben. Weil ich dafür jedoch auf Entwicklungsvorsprung und ein breites Bauernzentrum verweisen konnte, rechnete ich mir trotz des Materialnachteils noch Chancen aus. Im weiteren Verlauf bemühte ich mich darum, all meinen Figuren zu möglichst großer Aktivität zu verhelfen, um dann einen Königsangriff einleiten zu können. Michal verteidigte sich umsichtig, musste dafür aber viel Bedenkzeit investieren und konnte vor allem selbst kaum aktive Aktionen ausführen. Mit beginnender Zeitnot übersah er dann beim Versuch, einen Bauern zu erobern, allerdings einen taktischen Trick, sodass ich einen ganzen Turm gewinnen und das resultierende Endspiel mit Mehrfigur sicher nach Hause spielen konnte. Dieser Punktgewinn war auch notwendig geworden, da Martin Simon am Nachbarbrett Franz Xaver Beer glatt überspielt und schon bald einen ungefährdeten Sieg eingefahren hatte. Erwin Hirn bezwang zum Abschluss seinen Mannschaftskollegen Jozef Smyk und hatte bereits eine leise Vorahnung, welchen Platz er am Ende wohl belegen würde. Auch Andreas Niebler, Wolfgang Brunner und Wolfgang Heider konnten jeweils einen vollen Punkt verbuchen, ebenso wie Timon Götz, der gegen Georg Pröbster bereits seinen dritten Sieg an diesem Abend erringen konnte, obwohl er erneut krasser Außenseiter war.
In der Endabrechnung belegte somit der Berichterstatter und Turnierleiter mit 4,5 Punkten den Platz an der Sonne, einen halben Zähler vor Erwin Hirn und dem Turnierpaten Martin Simon. Nach einem mit Blick auf meine Platzierungen bei unseren Vereinsturnieren für mich eher enttäuschend verlaufenen Jahr konnte ich mir also ausgerechnet beim letzten Turnier doch noch meinen ersten Sieg sichern und mir so ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk machen. Erwin gelang indes das Kunststück, bei sämtlichen Vereinsturnieren im Jahr 2017 jeweils Vizemeister zu werden (mit Ausnahme der Blitz-VM – dort wurde er Fünfter), was wohl auch Seltenheitswert besitzt. Beachtung verdient auch die Leistung von Timon Götz, der mit drei Siegen gegen deutlich höher eingeschätzte Konkurrenz aufhorchen ließ und als bester Jugendlicher am Ende sehr guter Sechster wurde, sowie diejenige von Max Herrmann mit 2,5 Zählern auf Rang neun.
Fortschrittstabelle: SSC2017-Fort-R5
Kevin Beesk