Deutsche Schulschachmeisterschaft WK II 2025 – WGG wird wieder Deutscher Vize-Meister!!!

Posted by Sebastian in Jugend 24/25, Saison 24/25 | Kommentare deaktiviert für Deutsche Schulschachmeisterschaft WK II 2025 – WGG wird wieder Deutscher Vize-Meister!!!

Das dritte Jahr in Folge nimmt das Willibald-Gluck-Gymnasium an den Deutschen Schulschachmeisterschaften teil, die vom 26. – 29. Mai in Karlsruhe stattfinden. Nach Rang sechs 2023 und der Vize-Meisterschaft 2024, jeweils in der WK III, will man nun auch in der WK II ganz vorne mitmischen. Das Team bestehend aus Simon Koberstein, Laura Sophie Bauer, Andreas Hierl, Jonah Cwiklik, Ivan Krushevsky und Julian Cwiklik geht von Setzlistenplatz 2 aus ins Rennen – Daumen drücken!

R1: Europaschule Gymnasium Teterow – WGG 1,5:4,5
R2: WGG – Gymnasium Theodorianum Paderborn 4:2
R3: Adolph-Diesterweg-Gymnasium Plauen – WGG 2:4
R4: WGG – Internat Schloss Hansenberg 3,5:2,5
R5: Felix-Klein-Gymnasium Göttingen – WGG 3,5:2,5
R6: Gymnasium Neureut – WGG 3:3
R7: WGG – Herder-Gymnasium Berlin 5:1

Turnierseite

Der erste Tag verlief nach Plan, wir haben mir drei Siegen die Führung übernommen und sind wie zwei andere Teams verlustpunktfrei. Zum Auftakt ging es gegen #12 Europaschule Gymnasium Teterow, wobei wir an den hinteren Brettern nominell deutlich favorisiert und an den vorderen etwas besser aufgestellt waren. Ivan kam schnell in Vorteil und Julian übernahm im Endspiel die Initiative, was zum entscheidenden Bauerngewinn führte. Andreas war von Anfang an am Drücker und zauberte eine hübsche Variante des erstickten Matts auf das Brett. Laura war etwas unter Druck, hielt aber den Laden zusammen und remisierte. Jonah gewann im Mittelspiel in einer längeren Variante einen Bauern und im Turmendspiel kam ein Zweiter hinzu. Simon hatte in der Eröffnung einen Bauern geopfert, aber im Mittelspiel kam ein weiterer abhanden. Dennoch brachte die unsichere Königsstellung des Gegners ihn wieder ins Geschäft. In Zeitnot setzte er dann alles auf die Karte Königsangriff, dieser schlug jedoch nicht durch und so entschied der gegnerische Freibauer die Partie.
Nach der Mittagspause ging es gegen das Gymnasium Theodorianum Paderborn, an #7 gesetzt aber immerhin der Titelverteidiger. Wieder gehörte uns hinten die Favoritenrolle, vorne bekam es Simon mit einem FM in Person von Maurin Möller zu tun. Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab aus der Eröffnung heraus sehr gut zu stehen. Später rollte ein gefährlicher Königsangriff seines Gegners und Simon verwarf die einzig funktionierende Verteidigung, da er in der Variante einen wichtigen Zug übersehen hatte. So musste er eine Figur geben und das Handtuch werfen. Derweil hatte Ivan schon einen Läufer eingefangen und auch Julian entscheidendes Material gewonnen. Jonah gewann im Mittelspiel einen Bauern und später kam noch eine Quali hinzu. Laura stand im Mittelspiel gehörig unter Druck und musste in ein gleichfarbiges Läuferendspiel mit schlechterer Bauernstruktur abwickeln. Im Zeitnotduell hätten alle Ergebnisse rauskommen können und am Ende ging Laura kein Risiko und sicherte mit einem Remis den Mannschaftssieg. Das erleichterte auch Andreas die Aufgabe, der somit eine Punkteteilung anbieten konnte. Zwar war er die meiste Zeit der Partie über besser gestanden, aber mit weniger Bedenkzeit wollte er auch Kräfte für die dritte Runde des Tages sparen.
Denn diese ging keine 30 Minuten später bereits los und wir trafen auf das #6 Adolph-Diesterweg-Gymnasium Plauen. Dieses waren vorne mit 2237 und 2056 stark besetzt, an den restlichen Brettern waren wir favorisiert. Simon konnte im Mittelspiel dem Druck auf b2 nicht standhalten und Laura verpasste eine gute Gelegenheit zu entscheidendem Vorteil. In der Folge schlug ihr Angriff nicht durch und der Gegner konterte sie aus. Dafür stachen wiederum unsere Trümpfe an den hinteren Brettern. Jonah kam schon in der Eröffnung in Vorteil und wickelte in ein gewonnenes Bauernendspiel ab, während Ivan früh einen Läufer einfing. Julian hatte dagegen Glück, da er sich in einer Kombination verrechnet hatte. Aber der Gegner kam offensichtlich zum selben Schluss und Julian brachte das Läuferendspiel mit Mehrbauer sicher nach Hause. Andreas war derweil unter Druck geraten, aber im Zeitnotduell verlor der Gegner eine Figur, da Andreas mit einem Zwischenschlag die Fesselung auflösen konnte, wegen der ursprünglich der gegnerische Turm tabu war. Andreas spielte es in der Folge auf Nummer sicher und nahm Dauerschach in Kauf. Dies war für seinen Kontrahenten keine Option, aber letztlich hätte er es doch nehmen sollen, da es schlichtweg keinen anderen brauchbaren Weg mehr gab. Nachdem er ausgewichen war, gewann Andreas die Dame per Röntgenschach zum 4:2 Endstand.

Tag zwei begann mit dem Duell gegen das bis dato ebenfalls verlustpunktfreie #10 Internat Schloss Hansenberg. Dabei verteilten wir erstmals Geschenke an den hinteren Brettern: Julian ließ zwei gute Chancen aus (eine war dabei alles andere als offensichtlich), während sein Gegenüber sich bei der ersten Gelegenheit nicht lange bitten ließ. Ivan war mit zwei Mehrbauern auf der Gewinnerstraße, doch dann verlor er vollkommen den Faden und drei Züge später war die Stellung aufgabereif. Jonah konnte im Turmendspiel einen Bauern gewinnen, wobei die Sache noch nicht so klar gewesen wäre. Aber der Gegner ließ den Turmtausch zu und Jonahs Bauer war schneller. Andreas griff am Königsflügel an und an einer Stelle hätte er laut Engine in Schwierigkeiten kommen können. Nach dem menschlichen Zug war aber nach wie vor alles im Lot und im Schwerfigurenendspiel übte er weiterhin dank des Sargnagels auf h3 Druck aus, bis die Gegnerin ins Matt lief. Laura wurde in der Eröffnung eigenkreativ um den Gegner aus der Theorie zu bringen. Dieser Plan ging zunächst nicht auf und das gegnerische Läuferpaar machte nach der Zentrumsöffnung einen guten Eindruck. Doch Laura gelang es dem gegnerischen Monarchen zuerst zuzusetzen, verpasste aber die Vorentscheidung. Im Zeitnotduell wurde es ob der unsicheren Könige auf beiden Seiten unübersichtlich. Nach einem gegnerischen Opfer bedurfte es einiger einziger Züge und der erste Fehlgriff hätte ein Matt in 13 zur Folge gehabt, der Kontrahent begnügte sich aber mit einer Abwicklung ins Unentschieden, da er sich selbst auf Matt wähnte. Damit musste nun Simon in die Bresche springen, der jedoch einen thematischen Zug in der Eröffnung versäumt hatte und unter Druck geraten war. In beiderseitiger Zeitnot hatte er eine Figur weniger, drohte aber die gegnerische Königsstellung offen zu legen, was ihm letztlich auch gelang.
Nach der Mittagspause wartete mit dem #5 Felix-Klein-Gymnasium Göttingen der Vize-Meister des Vorjahrs. Göttingen hatte wie wir 8:0 Punkte auf dem Konto und dabei u.a. den Setzlistenersten in Runde drei bezwungen. Leider begann dieser vorentscheidende Wettkampf alles andere als gut für uns. Simon bekam seinen König nicht aus der Mitte und verlor alsbald Material. Julian hätte schon im zweiten Zug den e4-Bauern einsammeln können und geriet ob dieses Versäumnisses in eine schwierige Stellung, in der er letztlich eine Figur einbüßte. Dafür nutzte Andreas eine Fesselung um eine Figur zu gewinnen und auf 1:2 zu verkürzen. Jonah landete diesmal in einem Damenendspiel, bei dem er zwar den entfernten Freibauern sein Eigen nennen konnte, aber mit einem offenen König war Remis das wahrscheinlichste Resultat. Jonah gab seine verbleibenden zwei Bauern am Königsflügel auf, um mit seinen König nach vorne zu marschieren, was an der 0.00 Bewertung nichts änderte.
Aber ein falscher Zug des Gegners ermöglichte ihm mit einer Schachserie die Damen zu tauschen, woraufhin sein Freibauer durchmarschierte und die neue Dame mit den drei weißen Bauern leicht fertig wurde. Ivan nahm ein objektiv fragwürdiges Bauernopfer im Mittelspiel nicht an und geriet dadurch unter Druck, aber sein Gegenüber war mit einem Remis zufrieden. Damit lag es nun an Laura zumindest ein 3:3 zu retten. Sie hätte ausgangs der Eröffnung in Vorteil kommen können, war dann aber zunehmend unter Druck geraten. In Zeitnot hatte sie die undankbare Aufgabe im Endspiel mit einem Läufer gegen einen Springer zu kämpfen und wie so oft in diesem Szenario war irgendwann eine Springergabel auf dem Brett.
Damit hatten wir den wichtigen Wettkampf knapp verloren und die Stimmung im Team war nach diesem Nackenschlag im Keller. Obendrein mussten wir nun zum psychologisch ungünstigsten Zeitpunkt gegen den Setzlistenersten Gymnasium Neureut antreten. Diese hatten zwar gerade mit einem 3:3 gegen Hansenberg angesichts drei Zähler Rückstands auf Göttingen fast alle Titelchancen verspielt, trotzdem blieb ein ungutes Gefühl was diesen Wettkampf anging. Leider wurde beim Blick in den Turniersaal nach etwas mehr als einer Stunde die düstere Vorahnung bestätigt. Simon hatte in der Eröffnung die Züge vertauscht, wobei die Engine ihm trotz zweier Minusbauern noch Kompensation gibt. Aber eine übersehene Taktik kostete einen ganzen Turm. Julian erlaubte seinem Gegenüber eine starke Initiative im Zentrum, was zum Bauernverlust führte. Julian gab einen Zweiten, um den König anzugreifen, was jedoch keine Durchschlagskraft entfaltete. Andreas geriet im Mittelspiel unter Druck, den er nie mehr abschütteln konnte und folgerichtig Material einbüßte. Auch Mr. 100% Jonah war früh unter Druck geraten und mit zwei Minusbauern im Damenendspiel noch gut bedient. Zwar gelang es ihm einen zurückzubekommen, aber gegen das Dauerschach hätte er sich nicht wehren können. Doch dann zog der Gegner den falschen Bauern nach vorne und Jonah setzte zweizügig Matt. Ivan hatte es nach langem Geplänkel im Mittelspiel geschafft hinter die Verteidigungslinien zu kommen und gewann einen ganzen Turm. Laura hatte beim Stand von 0:3 in ausgeglichener Stellung ein Remis ablehnen müssen und baute am Königsflügel eine Drohkulisse auf. Prompt ließ sich der Gegner zu einem schwächenden Zug hinreißen, der obendrein einen Bauern kostete. Mit einer Schachserie holte Laura auch noch den Läufer ab und sicherte den nicht mehr für möglich gehaltenen Punktgewinn. Zeitgleich musste sich Göttingen Hansenberg geschlagen geben, womit das Titelrennen nicht vorzeitig entschieden war.

Mit 9:3 Punkten ging es als Tabellenzweiter in die letzte Runde, Göttingen war einen Zähler voraus, Hansenberg und Trier waren bei schlechterer Buchholz punktgleich mit uns. Mit einem Sieg gegen das Herder-Gymnasium Berlin war Rang zwei so gut wie sicher, doch der Wettkampf war nichts für schwache Nerven. Simon war gerade dabei gewesen den anfänglichen Druck abzuschütteln, als ihm ein kapitaler Fehler die Dame kostete. Zwar widerlegte Andreas schnell den Angriff des Gegners ohne rochiert zu haben, aber an den verbleibenden Brettern hätte das mit dem Mannschaftssieg auch schief gehen können. Julian hatte aus der Eröffnung heraus eine sehr aussichtsreiche Stellung, aber als das Matt in zwei auf dem Brett war, wählte er eine Kombination, die ein Riesenloch hatte. Das Glück war ihm hold und es endete doch mit einem Damengewinn und nicht mit einem Turmverlust. Jonah war von Anfang an am Drücker, begnügte sich dann aber mit einem Mehrbauern. Im Doppelturmendspiel hätte er an einer Stelle einer Zugwiederholung nicht ausweichen können, danach spielte er den Vorteil aber schnörkellos nach Hause. Ivan stand ebenfalls von Beginn an gut und eroberte letztlich entscheidendes Material. Bei Laura entpuppte sich eine vermeintlich lukrative Springergabel als Figurenverlust. Die einzige Hoffnung ruhte auf einem Bauern, der es bis nach a7 geschafft hatte. Im Zeitnotduell griff der Gegner dann noch daneben und Laura setzte den Schlusspunkt zum 5:1. Damit war wie im Vorjahr die Vize-Meisterschaft sicher und man hoffte noch auf einen Ausrutscher des Spitztenreiters. Aber Göttingen setzte sich in einem weiteren Krimi mit 3,5:2,5 gegen das Max-Planck-Gymnasium Trier durch und hatte somit in der Endabrechnung einen Zähler mehr. Glückwunsch an Göttingen deren Sieg im direkten Vergleich somit verdientermaßen den Ausschlag gab. Wir können uns das zweite Jahr in Folge über die Deutsche Vize-Meisterschaft freuen – ein ganz toller Erfolg für unser junges Team, bei dem die Hälfte noch in der WK III spielen könnte. Für alle sechs ist der Traum vom Titel noch nicht ausgeträumt und wir werden nächstes Jahr einen neuen Anlauf starten.

Gleich drei der sechs Brettpreise gingen an das WGG: Jonah holte als einziger Spieler im Turnier 7/7 (!), Andreas und Ivan erzielten je 5,5/7.

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